Sascha @ YOLO andersWO
Borderliner - Jekaterinburg
Jekaterinburg ist nicht nur die Stätte an dem die Romanovs ihre letzte Ruhestädte fanden, sondern ganz in der Nähe befindet sich auch die europäisch-asiatisch Grenze. Diese ist zwar wohl imaginär aber es ist eine Grenze, die eben auch markiert ist.
Jekaterinburg ist bereits 40 Km auf der asiatischen Seite. Also Frage ich im Hostel, wie ich denn zur Grenze kommen könnte. „Mit dem Regionalzug“ nach Perouvalsk, meint Valentina. Also wieder 40 Km zurück nach Europa. Von da ist es nicht weit, sagt sie mir. Okay. Also gehe ich am nächsten Tag zum Bahnhof…etwas später….da ich noch leicht angeschlagen von der kleinen Nachtparty mit mir selbst vom Vortag war. Ich hole mir Tickets für die Regionalzüge (Suburban Trains), die es aber diesmal an anderen Schaltern, als den normalen Schaltern der russischen Bahn gibt.
Zum Glück gibt es auch hier Automaten, die man NACHDEM man die Ticketauswahl getroffen hat, auch auf English einstellen kann.
Irgendwie ist das mit der Sprachehilfe für Ausländer bei den Russen ausnahmsweise nicht so durchdacht.
Ich zahle 180 Rubel für 1 Stunde Hin- und 1 Stunde Rückfahrt für die 40 Km. Günstig! Ab zum Gleis….die Züge sehen genauso aus, wie die Fernzüge. Auch die Tickets werden beim Einsteigen wieder genau durch die Zugbegleiter kontrolliert. Nur im Inneren gibt es keine Betten sondern Sitzreihen von jeweils 6 gegenüberliegenden Sitzen. Beim Einsteigen versucht mir die Zugbegleiterin noch irgendetwas mitzuteilen. Nur eben in russisch und ich verstehe kein Wort. Also geleitet Sie mich mit einem Lächeln in den Zug.
Schnell merke ich, dass ich kurz außerhalb der Stadt kein Internet mehr auf dem Handy habe. Das würde helfen, um zu wissen, wann ich denn genau aussteigen muss, da an den Haltestellen leider für mich keine Schilder auszumachen sind, wo ich mich gerade befinde.
Aber Glücklicherweise ist die Bahn in Russland ja auf die Minute pünktlich.
Und eine Ankunftszeit habe ich – 14:34 Uhr. Also ist die Uhr mein Kompass.
14:32 hält der Zug - mitten in der Pampa. Mmmmh…..ist die Bahn jetzt überpünktlich? Kommt da noch ne Station? Ich sehe aber einen kleine Grenzstein auf dem „Europa – Asien“ steht- Sonst kein Schild, nur ein kleines Häusschen und jede Menge Wald.
Hier aussteigen? Na, ich weiß nicht.
Der Rückzug kommt erst in 2 Stunden. Dann hänge ich hier in der Pampa. Pervoulansk soll ja doch durchaus eine Stadt sein – Zu früh und keine Stadt….das kann es nicht sein, kombiniere ich alla Scherlock und Dr. Watson und bleibe im Zug.
Und tatsächlich die nächste Station Pervoulansk – sogar mit Schild und (verlassenem) Bahnhofsgebäude mit Fabrikcharme.

Okay….ist jetzt auch nicht viel besser als Pampa. Also steige ich aus….und befinde mich auf einer Art Industriebahnhof….und ääähhhh wo ist jetzt der Obelsik der die Grenze zwischen Europa und Asien markieren soll? Hier auf jeden Fall nicht. Ahhhhh….es gibt wieder Internet! Was sagt den google? 6 KM von HIER!!!??? Irgendwo mitten im Wald.

Schei…..Echt jetz?! Es ist bereits 14:45. Der letzte Zug zurück nach Jekaterinburg fährt in genau 2 Stunden.Und da sehe ich auf der Google-Karte auch den Pampa Bahnhof, an dem wir gerade gehalten hatten – deutlich näher am Obelisk. Ich glaube das wollte mir die nette Zugbegleiterin mit auf den Weg geben – steig da aus! Mist. 2 Stunden…das wird knapp. Aber hier rumsitzen bringt auch nix. Na dann los. Rückzu fahr ich dann vom Pampa Bahnhof….das sollte zeitlich machbar sein.
Ein richtiger Weg – Fehlanzeige. Ich laufe erst durch ein Fabrikgelände, dann durch die Stadt. Plattenbauten und verfallen Fabrikgebäude reihen sich aneinander. Okay. Das echte Russland? Dazwischen aber auch immer wieder schöne kleine Holzhäuschen im sibirischen Stil, die auch bewohnt sind. Häufig recht farbenfroh angemalt. Hübsch und sicher nicht für Touristen hergerichtet. Ich laufe weiter an einer Bundesstraße auf dem Seitenstreifen und dann kommt nur noch Schotterweg mitten in den Welt. Kein Problem soweit. Was mich aber stört, sind die freilaufenden Hunde hier. In Südostasien gibt es die zwar auch zu hauf, aber die sind klein und meist lieb. Die hier sind riesig - mindestens ein Schäferhund und sehen irgendwie nicht so lieb aus. Immer wieder erschrecke ich, wenn mich einer der Hunde anbellt – zum Glück angeleint. Der gehört jemandem. Die freilaufenden Hunde sehe ich meist dann doch nur schlafend. Es ist zum Glück zu warm. Also schnell weiter. Ab in den Wald. Ich bin allein und es ist plötzlich sehr still. Nur noch Schotterweg…..Mmmh….doch keine so große Attraktion, was? Ist auch ein bisschen blöd gelegen, um es gelinde auszudrücken. Aber ich will ja auch keine Grenzen verschieben. Und tatsächlich nach einer Stunde laufen….ist er da…der Obelisk.

Mitten im Wald und kein Schwein da. Toll hier zu stehen….die Grenze zwischen Asien und Europa. Ich hüpfe links…ich hüpfe rechts, mache ein paar Fotos und essen einen Snack. Ganze 10 Minuten
…..»zum Glück führt da n Zebrastreifen über die Grenze»
schreibt mir eine Freundin auf das Statusfoto und ich kann nicht mehr vor lachen.
Meistens ist eben der Weg das Ziel. Also kehre ich um, um noch den letzten Zug auf dem Pampa Bahnhof zu erwischen. Was mir auch gelingt.