Sascha @ YOLO andersWO
»CCHHHyerrreee« - Moskau
Aktualisiert: 10. Juli 2019
Kurz nach Sonnenuntergang komme ich in Moskau an...21:52. Es ist kühler als im 25 grad wohligen St. Petersburg und im gleichtemparierten Zug....ein kräftiger Wind bläst mir entgegen als ich aussteige und meiner ca. Mitte-50er Abteilgenossin mit dem Koffer noch aus dem Zug helfe. Wir haben zwar auf der Fahrt kaum ein Wort gewechselt, weil wir recht schnell gemerkt haben, dass das aufgrund der bekannten sprachlichen Grenzen eh wenig Sinn macht.
Verstanden haben wir uns irgendwie trotzdem. Es ist spannend wie man direkt in den Augen eines anderen Menschen nach Sekunden sieht, ob der andere ein offenes und fürsorgliches Herz hat. Das sah ich zumindest bei ihr und wurde über die Fahrt auch nicht enttäuscht. Sie bot mir stets einen Platz auf den unteren Kojen an, bot mir ihr Kissen an oder schob mir ungefragt ihre Decke unter mein Kissen, damit ich auf den oberen Kojen ein wenig besser liegen konnte, während ich an meiner Seminararbeit tippe. Außerdem hat sie die beiden anderen russischen Herren im Abteil voll im Griff. Als ich mir am Samowar (den Heißwasserbäuler in jedem Wagon, der übrigens echt noch mit Kohle beheizt wird) meine Instantnudeln heiß machte und wieder ins Abteil komme, sagt sie kurzerhand zwei Sätze zu dem gegenübersitzenden Herren. Dieser springt prompt auf und bietet mir fast untertänigst seinen Platz zum Essen an. Na dann...Mahlzeit.
Wie gesagt, es war kalt in Moskau....ab in die Metro und zum Hostel. Ich schaue auf mein Handy und sehe eine Whatsapp vom Hostel.: »Wann ich denn ankomme?« in perfektem Englisch und freundlich formuliert....oh wie nett, denke ich und antworte direkt. Gleichzeitig kommt noch eine Wegbeschreibung. Okay, die ist in nicht so tollem Englisch aber ich weiß die grobe Richtung. Nach 20min fahrt...raus aus der Metro ins diesige Moskau. Hat wirklich was von Agententhrilller....nasskalt, nebelig und hier und da ein paar Soldaten mit ihren riesigen Militärmützen .....nach 15min zu Fuß...hier müsste das Hostel sein, sagt google zumindest. Rechts nix...links nix, außer ein unbeleuchteter dunkler Tunnel in einen Innenhof. In den Rezensionen zum Hostel stand was von Innenhof. Da rein? Am Ende des Tunnels sehe ich nur 3 menschliche Schatten und 3 Zigaretten rot glühen....na dann..»durch diese schmale Gasse«.
Die Gestalten sind drei russische Männer mittleren Alters, die sich lautstark unterhalten. Sie ignorieren mich als ich im Tunnel an ihnen vorbeilaufe. Alles gut...nix passiert. Ich laufe durch einen etwas baufälligen Innenhof und finde... nichts. Also zurück an den drei Gestalten vorbei ...oder ich frage sie mal....bisher war ich ihnen ja egal. Im selben Moment denke ich: Is das wirklich eine gute Idee? Bisher wurdest du einfach ignoriert und jetzt legst du es darauf an? Zu spät.....»ääähh....strastwutje....jolly hostel?« Sie unterbrechen ihr Gespräch gleichzeitig und schauen mich ohne zu lächeln an. 2 Sekunden, 3 Sekunden, 5 Sekunden..... Stille. Ich wiederhole »jolly hostel?« Der Russe der mir am nächsten steht wacht auf »ahhhhh...«.und zeigt hinter mir nach rechts und sagt dazu mit dem größtmöglich russischen Akzent der vorstellbar ist, sein wahrscheinlich einziges Wort, dass er in Englisch kennt....."cchhhyeeerrree" (korrekte englische Übersetzung...here.) wobei er beginnt sich selbst darüber total kaputt zu lachen und wohl ein wenig stolz auf das Wort ist. Seine Freunde und ich steigen in das ansteckende Lachen ein und ich bedanke mich mit einem der wenigen Worte, die ich in seiner Sprache kann....»Spasiba«. Und wir gehen beide lachend und ein wenig stolz unserer Wege. Mein Weg führt zum Hostel, dass ich dann auch dank 2mal2 cm großem grünem Schild finde....stimmt in der whatsapp stand...you´ll find us at the green sign. Hat ja geklappt.