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  • AutorenbildSascha @ YOLO andersWO

Everest Base Camp - Mein Weg zum höchsten Punkt der Erde, Nepal

Aktualisiert: 14. Mai 2020

Endlich geht es los. Mein Traum soll wahr werden: Den Everest – den höchsten Berg der Erde mit eigenen Augen sehen. Unnütze Nebeninfo: Eigentlich ist der höchste Berg der Erde ja der Mauna Kea auf Hawaii, der vom Meeresboden gemessen knapp 10000m misst….aber auf dem war ich schon. Hashtag Dämliches Angebergrinsen.


Nach kurzem Essen und kleiner Planung brechen wir auf zu den ersten zwei Stunden Wanderung nach Phakding – unsere erste Übernachtung. Ein kleines Bergdorf mit Wegen, die in Steinmauern eingefasst sind und ein Bergfluss der tosend unseren Weg begleitet. Die Landschaft ist erstaunlich grün und wir sind von Wäldern umgeben, die in Wolken verhangen sind. Die ersten Hängebrücken werden überquert und Yaks kreuzen gelangweilt den Weg. Für mich ist alles aufregend.





Fotos von der Brücke , Fotos von dem Fluss. Ich bin endlich hier und freue mich wie Bolle auf diesen Weg der vor mir, vor uns liegt. Ich bin froh, dass ich den Weg nicht allein gehe, sondern tolle Begleitung habe. Gerade mit Sathiya verstehe ich mich blendend. Mit Susi zwar auch…nur gestaltet sich die Kommunikation aufgrund der sehr geringfügigen Englischkenntnisse unserer schönen chinesischen Begleiterin etwas holpriger.


Natürlich hab ich am Everest keinen Laptop dabei. Also muss ich mir etwas anderes einfallen lassen um das alles festzuhalten. Zwei Wochen werden wir unterwegs sein und ich finde die Idee ganz nett alles in kleine Tagebuchnotizen im Handy festzuhalten. Die Tagebuchform fand ich sowieso ganz passend dafür…. wie die alten Abenteurer am Nordpol ala


«Am zehnten Tag im Eis waren wir gezwungen die Schlittenhunde zu essen. Der Schiffsarzt leidet unter Skorbut und die Mannschaft meutert.« Fand ich jetzt ganz witzig. Also nicht das mit den Hunden, sondern den Stil.

Tag 1: Phakding

Liebes Tagebuch……es ist wunderbar endlich auf dem….von Yaks zugeschissenen Weg nach Phakding zum höchsten Berg der Erde zu laufen. Keine Beschwerden, gute Begleitung, das Wetter ist feucht aber warm. Wir haben sicher noch gute 15 Grad. Kein Grund zum Meck….ääääää…..«Voll in die Yaksch…ße getreten.« Höhe des Haufens: 2800m.

Tag 2 und 3: Namche Bazar 3500 Am Morgen beginnen wir unsere Routine, die uns die nächsten zwei Wochen begleiten wird. 6:30 aufstehen. Zähneputzen. Wassertemperatur…Eisig. Duschen? Nee..is nich…für zwei Wochen. 7 Uhr zum Frühstück..ein Omelette und Toast. 7:30 Uhr Aufbruch.

Der Morgen begrüßt uns eingehüllt in Wolken, die langsam den Berg hinaufsteigen.




Der Weg ist steil und das erste Highlight empfängt uns schon am zweiten Tag: Die atemberaubende Tenzing Hillary Bridge. Eine 80!!!!! Meter hohe HÄNGEBRÜCKE, die nach den berühmten Erstbesteigern des Everest benannt ist. Bisher habe ich die Brücke nur auf Instagram und auf Videos gesehen. Aber das ist anders.


Ich bin wirklich hier und selber geflasht davon, dass ich das hier alles mache. Nicht mehr auf Instagram oder im Fernsehen zuschauen.


Nein.Ich schreibe meine eigene Story.

«Zelten auf der chinesischen Mauer (Link Blog Schlafen auf der chinesischen Mauer), Kungfu im Kloster lernen (Link Blog Meine Woche im Kloster), Reiten in der Mongolei (Link Blog Fluch Mongolei), die Wildnis und Herzlichkeit Sibiriens erleben (Link Ouzo mit dem Busfahrer)«, denke ich als ich mit leicht schlackrigen Schritten über die wankende Brücke laufe.





Die buddhistischen Fähnchen, die an den Stahlseilen der Brücke entlang befestigt sind, wehen im Wind, der aus der engen Schlucht von rechts kräftig bläst. 80m unter mir der tosende Fluss, dazwischen die Holzbretter der berühmten Brücke aus Stahl und Draht. Es dauert gut 2 Minuten um von einer Seite auf die andere zu gelangen.


Und ich genieße tatsächlich jede davon, obwohl ich eigentlich durchaus Höhenangst habe.

Jetzt aber nicht. Dafür ist jetzt nicht die Zeit. Gerade ist nur hier und jetzt. Wehende Fahnen. Wankende Brücke. Tosendes Wasser. Der eigene Traum. Nicht mehr zuschauen. Breites Grinsen. Angstfalten auf der Stirn und schlackrige Knie, die aber immer weiter wollen auf diesem, meinem Weg.






Gegen Nachmittag und nach den ersten steilen Anstiegen erreichen wir Namche Bazar. Eine richtig kleine Stadt in den Bergen auf 3500m. Unser erster Akklimatisierungstop für einen Tag. Wir bleiben also auch morgen hier.






Namche Bazar liegt magisch in einem kleinen Bergkessel am Hang immer knapp unter der Wolkengrenze. Gegenüber stürzt ein riesiger Wasserfall hunderte Meter in die Tiefe. Einen so hohen Wasserfall habe ich tatsächlich noch nie gesehen. Da kann Hawaii, mit seinen Wasserfallgiganten aber mal einpacken. Was für ein Anblick, den ich nutze um mich zu entspannen und auch nochmal meine Eltern anzurufen. Die wohl vorerst letzte Möglichkeit, wo es noch Empfang gibt. Stundenlang könnte ich dem Wasserfall und den Wolken bei ihrem Spiel zuschauen. Mal umhüllen die Wolken einen Teil des Wasserfalls und geben ihn dann wieder mit Unterstützung von kleinen Lichtstrahlen wieder frei. Dem Schauspiel folge ich dann tatsächlich 2 Stunden wie ich überrascht feststelle und mich zurück in Dorfzentrum zu machen.





Dort wo es nochmal die Möglichkeit gibt, alles was man braucht einzukaufen. Natürlich zu etwas höheren Preisen, denn alles was es hier gibt am Everest Trek gibt, wird mit Muskelkraft auf dem Rücken von Trägern oder Yaks den Berg hinaufgebracht. So wird etwa jede Mahlzeit pro Dorf, in dem wir anhalten, ungefähr einen Euro teurer. Kosten ein paar Spaghetti in Namche Bazar auf 3500m noch etwa 3€ so werden sie in Gorek Shep auf 5200m 8€ kosten. Das ist aber echt nachvollziebar wenn man die Träger mit hunderten Colaflaschen auf dem Rücken den Berg hinauf ächzen sieht. Umso länger der Weg desto höher der Preis eben.





Gleiches gilt übrigens fürs Wasser. Dafür kann man aber bis etwa 4800m das Leitungs- und Flusswasser verwenden aber mit den angesprochenen Chlor-Wasserreinigungstabletten. Eine Tablette für eine halbe Stunde in 1l Wasser - Fertig. Und man tut was für die Umwelt in den Bergen. Denn der Müll wird meist nicht wieder runtergetragen, sondern verbrannt. Und das macht was aus, wenn man bedenkt, dass wir etwa 4-5l Wasser pro Tag trinken werden. Macht insgesamt 70 Plastikflaschen Wasser in zwei Wochen pro Trotteltrekker oder eben eine Wiederverwendbare Flasche mit Reinigungstabletten für den smarten Trekker. (die Tabletten kosten in Kathmandu für 50 Stück 2€)


Auch ich mache vom Kaufangebot in Namche gebrauch und hole mir aus der Apotheke Handdesinfektionsmittel und Erkältungsmittel zum Rachenausspülen. Warum? Ich teile mir mit Sathyia ein Zimmer und der kränkelt und hüstelt seit gestern. Er verträgt die nächtliche Eiseskälte nicht so. Ist auch nicht verwunderlich. Der kälteste Ort an dem Sathyia als Sri Lankaner bisher war, waren 18 Grad.. PLUS wohlgemerkt.







Das geile daran ist aber, dass Sathiya einfach JEDEN TAG Rekordtag hat. Seine höchste Höhe bisher – 2000m. Erster Tag in Lukla auf 2800m….Rekord. Zweiter Tag 0 Grad….Rekord für Sathiya. Es wird aber noch besser, als wir am Morgen des dritten Tages unsere Vorhänge in Namche öffnen und das Fenster leicht angefroren ist und das erste Mal die umgebenden Sechstausender den unverblümten Blick auf die gezuckerten Bergspitzen preisgeben. Rekord für Sathiya….das erste Mal Schneeweiße Bergspitzen sehen und Eis am Fenster.


Der Anblick wie er das Eis vom Fenster kratzt und mit weit geöffneten Pupillen und kindlichen Lächeln selbiges zwischen seinen Fingern zerreibt, ist einfach unbezahlbar.

Die kindliche Neugier bei einem gestandenen Mann zu sehen. Manchmal auf dieser Reise sehe ich glaub ich genauso aus und ich freue mich für Sathyia.






Tag 4 Pangboche 4000m

Auch heute begrüßen uns die weißen Bergspitzen zum morgen. Entsprechend motiviert und ausgeruht gehen wir auf die nächste Etappe. Sonne im Gesicht, die aber leider recht schnell wieder in den Wolken verschwindet. Es bleibt nur Kurz Zeit für Photos. Es geht auf 4000m nach Pangboche. Der weg wird steiler und steiler. Leider ist der EBC-Trek nicht so angelegt, dass es in einer Tour bergauf geht.


Nein, erst geht es steil bergauf, dann wieder ins Tal um dann das selbe wieder hinauf zu gehen.


«Nepal flat…a little bit up a little bit down.«

das trifft es auf den Nagel. Geradehin oder gerade bergauf geht es eigentlich nie. Bis zu unserem Ziel werden wir so etwa 70 Km zurücklegen, die wir übrigens auch wieder zurück müssen.




Pro Tag wandern wir im Schnitt 6-8 Stunden, bei denen wir gut 500-bis 600 Höhenmeter überwinden. Mehr sollte es auch nicht sein, um die Höhenkrankheit zu vermeiden. Auf und Ab wühlen wir uns durch die aufziehenden Wolken. Yakherden kommen uns mit mit klimpernden Halsglocken entgegen und wir müssen immer mal wieder den Bergkolossen ausweichen. Die Yaks sehen zwar sanftmütig aus, können aber schlechtgelaunt oder in die Enge getrieben mit den riesigen Hörnern einfach auch mal ungefragt ausschlagen, wie uns Sudeep erzählt. Auch in seiner Augen sieht man immer ein wenig Respekt wenn wir uns an die Berghänge mit etwas abstand zu den Yaks kauern um diese passieren zu lassen. Ich glaube er hat da schon schlechte Erfahrungen gemacht.





Der Weg ist generell wirklich anders als ich es mir vorgestellt habe. Wir laufen teilweise durch eine richtige Art Mangrovenwälder, die in den Wolken eine Stimmung von Zauberwäldern versprühen. Und das auf 4000m. In Europa ist da mit Bäumen längst Schluss. Mystisch, feucht, dunkel und wir sind umschlungen während links die Abgründe mit tiefen Schluchten und Flüssen und Wasserfällen einem den Atem raubend. Apropos Atem. Auch der wird langsam schwerer.



So langsam höre ich mich selbst atmen, wenn wir Schritt für Schritt die schlammigen Wege hinaufklimmen. Da zeigt sich übrigens wieder mal ein Unterschied zwischen den trampeligen Herren und graziösen Damen der Schöpfung auf schlammigen Wegen. Während unsere Stiefel aussehen wie mit Schweinen gebadet, könnte man Susi´s BEIGE-Schuhe ganz locker wieder ins Regal stellen und zum Verkauf anbieten. Da ist nicht mal ein Tröpfchen Schlamm dran und ich bezweifle, ob sie wirklich den selben Weg wie wir gegangen ist, so ala Hase und Igel-Geschichte.

Tag 5: Dingboche 4500m

Der Morgen ist verregnet und kalt. Wir starten auf 4000m und steigen heute auf knapp 4500m auf. Die Landschaft ändert sich. Die grünen Wälder weichen einer niedrigen Graslandschaft die von Bächen und Geröll durchzogen ist. Als die Sonne durch die Wolkenfächer blitzt können wir die schneebedeckten Berge in voller Pracht sehen, die uns umgeben. Wir sind ganz nah am Schnee und den Gletschern.




Die Luft wird spürbar dünner. Nur noch 50 Prozent der Luft auf Meeresniveau steht uns jetzt zur Verfügung. Da werden auch die Sätze kürzer. Kleiner Einschub an unnützem Wissen: Es ist aber nicht so, dass der Sauerstoffanteil in dieser Höhe in der Luft geringer ist (21%), es ist eher so, dass es insgesamt weniger Luftpartikel pro Liter Luft gibt. Eben auf dieser Höhe nur noch halb so viel. Und das Merken meine Muskeln und das Herz das merklich schneller in der Brust schlägt. Wir machen mehr Pausen und steigen langsamer.


Das gute Schuhwerk ist auf den teils schlammigen Böden oder mit Geröll wirklich von Vorteil.





Gerade weil ich aufgrund der Erschöpfung auch nicht immer voll Aufmerksam laufe. Ich stolpere hier und knicke da ein. Ich bin froh, dass ich meine wirklich guten hohen Bergstiefel dabei habe. Ich hatte sie verflucht, da ich sie nunmal durch Russland, Mongolei und China geschleppt habe und sie mir mein Gepäck deutlich schwerer gemacht habe. Nur für diesen Trek. Jetzt bin ich aber einfach nur froh, dass sie mich vor Umknicken, Geröllschlägen und dem Schlamm schützen. Danke an meinen Bruder, der mir hier übrigens mit seiner Bergerfahrung bei der Auswahl der Schuhe super geholfen hat.


Gerade hier, wenn das Atmen schwerer fällt, zahlt sich die Begleitung von Sudeep aus, der das richtige Timing für Pausen kennt und gute Laune ins Team bringt. Für Ihn ist der Aufstieg ein Klacks. So gibt er uns erstmal spontan eine Einführung in den nepalesischen Tanz, der generell aus 3 Grundformen besteht….also für Sudibh. Nummer 1: Der Hubschrauber -wie ich ihn nenne - mit weit ausgebreiteten Armen kreisend. Nummer 2: Der Kopfnicker und Nummer 3…am komplexesten….der seitliche Hüftschwinger mit Armeinsatz. Sofern man übrigens das Gefühl hat den Hubschrauber zu einem Song anzuwenden, dann ist es meist nepalesische Musik. Tendiert man rhythmisch zum Kopfnicker ist es eher indische Musik.


Ich sag ja…50% Luft….Das hat gegebenenfalls auch Auswirkungen auf die Hirnfunktionalität.




Am Nachmittag kommen wir im Gasthaus in Dingboche an. (Als Tip. Das Countryside Guesthouse – wirklich gut -vorallem warm - und tolle Gastgeber).Hier werden wir einen weiteren Akklimatisierungstag einlegen. Wir bekommen wie gewohnt ein einfaches Zimmer, die im Grunde auf dem ganzen Weg recht ähnlich sind. Das Zimmer kostet 500 Rupien also knapp 5 €. Zwei Pritschen, dicke Decke, Gemeinschaftsbad (Ein bis zwei für alle im Gasthaus), Holzverschlag mit dünnem Fenster, die aber eh nie dicht sind. Auch das muss ja hier hochgetragen werden. Es ist also auch Nachts verdammt kalt und unser Schlafanzug ist etwas dicker als gewohnt. Der besteht aus Mütze, Socken, Thermounterwäsche und Fleecejacke. Deepak hatte uns noch den Tipp gegeben uns aneinander zu kuscheln, wenn es zu kalt würde, worauf Sathiya und ich uns etwas ungläubig angeschaut hatten. Wir belassen es auch dabei, macht aber durchaus Sinn.





Wir sind fast allein in den Gasthäusern, da wir noch knapp eine Woche vor der Saison den EBC laufen. «Wartet eine Woche und dann werden euch hunderte Trekker entgegen kommen.« meint der Besitzer des Gasthauses. «Ihr habt die beste Zeit« Die Saison ist kurz fürs Trekken in Nepal. April/Mai und Oktober sind die besten Monate. Da ist das Wetter stabil. Wir sind am 20. September losgelaufen. Für uns ist das ein Segen. Die Dörfer sind fast leer und wunderbar ruhig, so dass wir auch immer die Möglichkeit haben mit den Gasthausbetreibern über Preise zu verhandeln und wir uns die besten Unterkünfte aussuchen können.


Das betrifft vor allem das Thema Elektrizität, denn Strom ist rar am Everest. Alles ist mit Solarenergie und kleinen Panels (auch die müssen hochgetragen werden) versorgt. Einmal Handy Laden am Everest kostet 5-10€. Da lässt sich super drüber verhandeln und wir bekommen hier und da mal ne Handyladung umsonst. Im Oktober, wenn die Gasthäuser voll sind, können wir das vergessen.




Einzig am Abend kann es etwas einsam werden, wenn man allein in den hölzernen Gasstuben sitzt. Aber du sitzt da! Denn der einzige Ofen im ganzen Gasthaus ist in der Mitte des Gaststube. Alles andere ist genauso kalt wie draußen. Minusgrade. Und so versammeln sich pünktlich um fünf Uhr Nachmittags alle Gäste der Herberge auf Plastikstühlen mit ausgezogenen Stiefeln und den Socken dampfend ganz nah im Kreis am kleinen Ofen. Im Bett sind wir tatsächlich meist schon gegen 8 oder 9 Uhr.


Der Körper braucht hier seinen Schlaf und zehn Stunden Schlafen wird für uns wirklich zur Routine. Der gerne mal durch den notwendigen Toilettengang unterbrochen wird. Ich überlege also erstmal zehn Minuten, ob ich wirklich aufstehen will, aus meinem schön angewärmten Bett, um mich frierend auf meinen Socken durch das Halbe Gasthaus auf den Weg zur Toilette zu machen.


Hier ist dann für die Frischluft selbstverständlich auch das Fenster auf, um dem Gefühl des Eskimopinkelns nochmal Nachdruck zu verleihen. ES IST WIRKLICH KALT und ich kann mir gar nicht vorstellen wie es für Sathiya ist mit seiner wohlgebräunten Sri Lankischen Haut, der noch nie Schnee angefasst hat.



Tag 6: Dingboche und Gampo 5200m

Der nächste Tag ist unser Akklimatisierungstag. Nix mit ausruhen. Auch der wird genutzt, um uns an die Höhe anzupassen. Wir erklimmen den ersten Berg - den Gampo der neben Dingboche in den Wolken aufragt. Die Spitze ist gar nicht zu sehen als wir im Nieselregen los laufen. Eisigem Nieselregen.





Und trotzdem fühle ich mich irgendwie wohl hier oben. Irgendwie in meinem Abenteuerelement während die Kälte die Finger umströmt und die Regentropfen glitzernd auf meiner Jacke abperlen. Irgendwie läuft in solchen Momenten in denen ich mich in meinem Element fühle, immer irgendwie alles in Zeitlupe ab. Ich sehe Details. Wehende Fahnen an den kleinen Tempeln am Berg, Wassertropfen vom Regen auf den Felsen, das schwere Atmen von Sathyia, den langsamen Zug der Wolken neben mir.


Ich bin gern hier…mit unserer kleinen internationalen Truppe. Irgendwie.

Umso höher wir kommen, desto dichter wird der Nebel. Sathiya hat zu kämpfen. Langsam und zwar ganz langsam, Schritt für Schritt erklimmen wir den Berg.


Alle paar hundert Meter über 5000m legen wir am steilen Hang im Eisregen Pausen ein. Ich merke das Sathiya nicht mehr kann. Wir feuern uns an. Auch so ein Vorteil, dass wir in einer Gruppe sind. Wir schieben uns gemeinsam bergauf. Wir sind wohl nur einmal hier und umkehren will ich nicht. «Noch fünf Minuten bis oben.« Obwohl wir weder die Spitze sehen können oder nur im entferntesten Ahnung haben wie lange wir brauchen. Insgesamt übrigens 3 Stunden. Und ab dem Punkt als wir das erste Mal 5 Minuten sagen…noch etwa 40 Minuten.





Aber ohne Herausforderung machts ja keinen Spaß, denkt sich wohl auch Sathiya, der uns auf halbem Weg schwitzend und frierend zugleich eröffnet, dass er sein Wasser vergessen hat. Das kann echt blöd ausgehen auf der Höhe. Ja die Höhe fordert seinen Tribut, selbst bei so einem organisierten und intelligenten Burschen wie Sathyia. Wir teilen das Wasser auf. 4l für 5 Stunden und 4 Mann bzw. Frau. Ich bin von mir überrascht, dass ich -außer dem Atmen – noch gar keine Beschwerden habe. In Bolivien war ich schonmal auf 5000m….da haben mich die Kopfschmerzen aber ganz schön in Beschlag genommen.




Kurz vor dem Ziel wollen Sathiya und Susi dann doch tatsächlich noch abrechen, beschließen aber, uns die jetzt tatsächlich nur noch 5 Minuten gemeinsam hochzuschieben. Geschafft. Auch ein Rekord für mich -5200m-und für Sathiya sowieso. «YEEEAAAHHH.« Umgeben von Abgründen auf dem Spitz zulaufenden Gipfel legen wir im dichten Nebel und Windgestöber eine Pause ein. Und ganz kurz lässt der da oben mal seine Gnade walten und reißt für einen Moment die Wolken auf, in denen wir eine Ahnung für die umliegende Schönheit der höchsten Berge des Planeten erspähen können. Wir keuchen,sind erschöpft und glücklich. Sudeep raucht erstmal Eine, Auf 5200m.










Zurück im Guesthouse erfahren wir, dass die ersten Trekker wieder umkehren.


«Höhenkrankheit«

meint der Gasthaus Besitzer. Ein amerikanische Gruppe hat es komplett erwischt. Eine Französin mit ihrem Vater muss ebenfalls umkehren. Er hat Herzrasen und bekommt schlecht Luft, obwohl er physisch wohl Marathonläufer ist. Die Höhenkrankheit kann eben jeden erwischen und wir schätzen uns glücklich, dass es noch keinen so richtig erwischt hat, obwohl Susi über ein wenig Kopfschmerzen klagt.


Wir nehmen Rücksicht aufeinander und wachsen zusammen. Wir wollen es zusammen zu EBC schaffen, um dort dann den Hubschrauber zu tanzen, wie ich mit Sudeep beschließe.


Erstmal nen lecker Tee und die Füße an den Boiler. Das tut gut. Und obwohl es im Raum wohl gerade mal 2 Grad hat, fühlt es sich nach dem Wind und dem Eisregen an wie eine Sauna. Ich merke selbst wie mir Nachmittags um drei im Sitzen die Augen zu fallen.


Tag 7 Laboche 4900m Der Morgen begrüßt uns das erste Mal auf unserem Trek mit vollkommen blauen Himmel und freien Blick auf die majestischen Riesen um uns.






Uns steht der Killerabschnitt bevor. Hiervor hat uns Deepak (Link Blog Kathmandu) und auch Sudeep gewarnt. Der anstrengendste Teil des Treks. Erst hinab nach Thukla auf 4600m -ja genau erst bergab -und dann steil auf 5000m rauf in 1,5h. Sudeep erzählt, dass er von den 19mal, die er bisher oben war, 8mal an dieser Stelle mit seiner Gruppe wegen Höhenkrankheit umkehren musste.


«Hier müssen wir durch!« Sonst gibt’s keinen Everest.

Den können wir nämlich erst danach sehen, wenn das Wetter mitspielt. Die letzte wirkliche Prüfung also, die wir langsam und bei gutem Wetter angehen. Und auch bewältigen. In Rekordzeit von einer Stunde. Die Gipfelbesteigung am Vortag war einfach Gold wert für die Akklimatisierung. Nur Susi hat ein wenig Fussprobleme und mit Blasen zu kämpfen. 






Und noch eine Herausforderung wartet auf uns. Am Nachmittag als wir Laboche auf 4900m erreichen, beginnt es zu schneien. Und Sathyia fragt mich etwas ungläubig, ob es denn hier schneien könne auf der Höhe. Ich bejahe. Er lacht und sagt mit glitzernden Kinderaugen.


«Mein erster Schnee!«

und holt begeistert die Kamera raus. «Ich dachte jede Schneeflocke ist perfekt« meint er «jede wie ein gemalter Kristall« als die doch manchmal unförmigen Schneeflocken auf seinem Handschuh schmelzen. Genauso vertieft, wie er ist, bin ich fasziniert von seinem Anblick. Absolute Begeisterung, die auch bei mir aufkeimt….denn es ist nur noch ein Tag bis oben. Zu meinem Everest.

Tipp: in Laboche New EBC Guesthouse




Tag 8: Gorek Shep 5200m und EVEREST BASE CAMP 5364m

Wir bewegen uns über 5000m. Es schneit und ist kalt. Minus 10 Grad. Irgendwie aber-entgegen der letzten Tage- gerade kein Problem für Sathiya der weiter unablässig die Struktur der Schneeflocken akribisch mit dem Scharfsinn eines studierten Geschäftsführers und den Augen eines neugierigen Kindes untersucht.


«Hör einfach nie auf ein bisschen ein kleiner Junge zu sein. Sonst machst kein Spaß.«

denke ich mir als es zwischendurch auflockert und die 6- und 7000er um uns zu sehen sind. Manchmal sieht es aus wie bei Michelangelo. Ihr wisst schon, dass Bild in der sixtinischen Kapelle wenn sich die Göttliche und die menschliche Hand berühren.








Wir erreichen Gorek Shep auf 5200m unsere letzte kurze Station vor dem Everest Base Camp. Ein kurzes Mittagessen und dann geht es schnur stracks weiter. Dahin wo wir die letzten Tage zusammen geschwitzt haben. Nur noch knapp 3 h Stunden Fußmarsch. Aber es wäre eben kein Abenteuer und vor allem nicht mein Abenteuer, wenn dieser großartige Moment nicht noch etwas ausgefallener werden würde. Meine Mutter schrieb mir letztens als ich von einem meiner Erlebnisse erzählte





Denn es beginnt wieder zu schneien und zwar richtig und die Temperatur fällt rapide. Der Weg wird schwieriger über Sathiyas Lieblingsuntergrund, wie er meint «Icy Rocks« - zugefrorene Felsen über die wir nun krackseln müssen, um an unser Ziel zu gelangen. Immer wieder bleiben wir dabei in den spalten zwischen den Wackern stecken. «Jetzt echt nicht abrutschen« Kurz vor dem Ziel den Fuß brechen oder Verstauchen?!?! Das wärs noch!





Nebel zieht auf. Verschwimmend wird ein Gletscher sichtbar dessen riesige Ausmaße ich erst erkenne als ich die winzigen Menschen daneben in der Ferne sehen kann. Und neben den Menschen …ja!. …..da sind Zelte!.Gelbe Zelte!... das EVEREST BASE CAMP! Wir haben es wirklich geschafft. Am Ende hat es uns der Himalaya nochmal mit Schneegestöber richtig schwer gemacht. Aber das is egal.


EBC!!!! 5364m.