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  • AutorenbildSascha @ YOLO andersWO

Holprige Reise zum Ich - Pokhara, Nepal

Es ist Daishan. Immer noch. Für gut eine Woche geht nicht so viel in Nepal. Eben wie Weihnachten bei uns. Jeder fährt zur Familie aufs Land und feiert. Für mich heißt das vor allem volle Busse. Ich will nach Pokhara im Herzen des Landes, aber es gibt für mich keinen einzigen Platz mehr in den Bussen. Zum Glück gibt es meinen liebgewonnenen Hostelbesitzer und Freund Deepak (Link Blog Kathmandu), der sich bemüht wie immer etwas für mich zu finden. Und er findet….einen Spezialplatz in einem der Busse. Sogar etwas günstiger als normal.


Warum das so ist, bekomme ich am Morgen an der Busstation in Kathmandu mit. Naja…So richtig eine Busstation ist das nicht. Eher erkenne ich die Busstation daran, dass an einer etwas größeren Straße gut 50 Busse hintereinander in Perlenkette am Straßenrand parken. Also fange ich vorn an. Ticket in der Hand und schaue nach meinem Busunternehmen, dass ich nach gut 10 Minuten Morning Walking Tour auch finde.


Mein Sitzplatz? Vorn. Also ganz vorn. Auf einer Pritsche in der Kabine neben dem Fahrer. Spezialplatz eben. Ich bin aber nicht der Einzige, der dieses Sonderangebot in Anspruch nimmt, sondern noch sieben andere Mitfahrer haben einen Platz auf der begehrten Spezialpritsche ergattert …für die nächsten 8 Stunden.





«Nen schönen Ausblick habe ich ja«, denke ich. Die Pritsche ist hart. Den Metallrahmen des Busfensters habe ich im Rücken. «Wunderbar!«, denke ich. Nein, jetz nicht «Wunderbar« im sarkastischen Sinne. Sondern in vollem Ernst. (Schon spannend, wenn man man keine Mimik und Gestik zum Geschriebenen Wort hat.)




Ehrlich. Der Wind bläst mir vom geöffneten Fenster des Fahrers ins Gesicht während ich bei den waghalsigen Überholmanövern des Busses auf holpriger Piste hautnah dabei sein darf. Kurz denke ich wieder: «Oh Mann! Echt jetz? 8 Stunden?!?! So?!« …jetzt mit genervtem Unterton….. Und dann denke ich, dass die Welt, so wie sie gerade für mich ist, nur und zwar ausschließlich NUR von dem bestimmt ist, wie ich sie gerade sehe. Die Welt ist subjektiv. Für mic. Ich kann frei entscheiden, wie ich die Dinge sehe. Die meisten freuen sich ja auch auf den Frühling. Der Pollenallergiker sieht das meist mit anderen Augen. Meist geröteten.


Es gibt ja auch dieses lustige Phänomen, dass man, wenn man traurig ist, sich einfach eine Minute im Spiegel angrinsen kann. Und Zack! Schon bist du ein wenig besser gelaunt. Das liegt daran, dass die Serotoninausschüttung so herum funktioniert. Der Körper -also die Muskeln im Gesicht- lachen …also denkt sich das Hirn: «Da sin mer dabei. Dat is priiiimmaaa….ich schütte mal Glückshormone aus. Das passt dazu«.


Selbstmanipulation in Reinform.

Nennt sich übrigens Bodyfeedback-Effect. Funktioniert übrigens auch mit aufrechter Haltung, wenn man ein wenig mehr Selbstvertrauen vor ner Rede oder ähnlichem braucht.

Aber zurück zum Thema…und was ich damit sagen will……Den Blick auf die guten Dinge lenken, das habe ich auf der Reise gelernt. Für mich funktioniert, dass vor allem, weil ich bei mir selbst bin. Wirklich ich bin. Dann machen die kleinen doofen Dinge nicht so viel aus. Wenn das große Ganze ganz gut in mein Weltbild, was ich bin und wer ich sein will, passt.


In meiner letzten Beziehung habe ich am Ende auch recht gern gemeckert. Ja, weiß ich und sorry dafür liebe Exfreundin. Und zu der Zeit habe ich auch erkannt, dass das damit zu tun hat, dass ich nicht ganz zufrieden bin, mit dem was ich Tag für Tag tue und wo meine Reise hingeht. Verkannt habe ich allerdings, dass das vor allem daran liegt, dass ich nicht bei mir bin. Nicht der bin, der ich sein sollte und wollte zu der Zeit.


Meine Ex würde wohl sagen…«Bei mir hast du gemeckert und jetzt bist du im Holperbus zufrieden? Du Vollidiot (wahrscheinlich würde sie ein anderes Schimpfwort verwenden) habe ich dir ja gesagt. Sei mit dem Zufrieden was du hast.«


Und genau da bin ich anderer Meinung.


Sei mit dem Zufrieden, wer du wirklich bist.

Alles andere kann nämlich bedeuten, dass ich aufgebe, wer ich bin. Und birgt die Gefahr, dass ich das Leben so hinnehme, wie es halt passiert. Ich bestimme durchaus mit, wo meine Reise hingeht und ich habe mehr Karten in der Hand als ich bisher angenommen hatte. Soll übrigens nicht bedeuten, dass wir ne schlechte Zeit zusammen hatten. Ganz im Gegenteil. Ich bin sehr dankbar für die Zeit mit einem tollen Menschen und mit den meisten Dingen hat sicher recht gehabt. Wie solls auch anders sein. Ich bin da eben ein wenig langsamer.


Dankbar bin ich aber vor allem hieraus, dass es mich auch gelehrt hat, wer ich nicht bin. Das ist wohl der erste Schritt um klar zu sein, wer du wirklich bist.


Und dann….


dann kommt der schwierige Teil. Sich nicht entmutigen lassen und aus dem Scherbenhaufen das zusammenpuzzlen, wer du bist.

Und das Puzzle sieht für jeden anders aus. (Übrigens ein toller Comedian, der das auch schön zusammengefasst hat, ist Daniel Sloss…auf Netflix einfach mal reinschauen. Das beste und tiefgründigste Comedyprogramm, dass ich bisher gesehen habe…das Programm heißt auch passenderweise Jigsaw……Danke Tesch für den Tipp)


Wo man hingehört, ist für jeden anders. Das sehe ich auch an meinen Brüdern. Wir haben alle unseren unterschiedlichen eigenen Weg eingeschlagen, obwohl wir der Gleichung Erziehung und dem gleichen kleinen Dorf entspringen. Da bin ich übrigens auch sehr stolz auf meine Brüder, die aus der ein oder anderen Scherbe auf Ihrem Weg jeder ein ansehnliches Puzzlebild gebastelt haben und auch noch fleißig weiterpuzzlen. Auch für mich wird die Weltreise nicht aller Tage Abend sein. Aber ein riesen Teil und Moment meines Lebenswegs, der zu mir gehört.


Wirklich bezeichnet hierfür war jedoch, eine Geschichte aus dem Freundeskreis in dem ein guter Freund (den ich zu selten sehe) seine Traumfrau kennengelernt hat – Ja Traumfrau kann man schon sagen, denn ich war an dem Abend dabei als sie sich getroffen haben. Und habe seine begeisterten Augen gesehen….


Das war die Traumfrau. Ohne Zweifel.


Das klitzekleine Problem war nur, dass er nun in der Zwickmühle war, denn er hatte vor zwei Monaten geheiratet. Bei der Frau bleiben oder nicht? So ziemlich jeder in meinem Freundeskreis hat ihn für sein Verhalten verurteilt. Und teilweise echt krass behandelt, wie ich fand. «Bleib bei deiner Frau. Das ist jetzt Torschlusspanik. Das ist nur ne Phase…etc.« Ich stelle mir den Druck in seinem Kopf vor, wenn dir deine bis dahin guten Freunde, Umfeld, Familie sagen, dass du da echt Mist baust, du ein Idiot und Fremdgeher bist. Die Mainstream Kacke eben, die jeder direkt von sich gibt, wenn du nicht wirklich hinter die Fassade schaust.


Er ist trotz aller Widerstände bei sich geblieben. Er hat sich scheiden lassen. Nach zwei Monaten Ehe. Und jetz? ist er wieder verheiratet mit süßem Kind und seiner Traumfrau. Für mich eine bewundernswerte Lektion bis heute. Bleib bei dir. Hab ich damals nur noch nicht so klar gesehen.


Und diesen Effekt merke ich auch bei mir, wenn ich bei mir bin. Eine liebe Freundin hat mir in einem Telefonat letztens gesagt. «Weißt du eigentlich, dass du auf jedem Foto, dass du postest von Tag zu Tag besser und glücklicher aussiehst?«


«Und abgenommen hast du auch noch, oder?«

hat sie dann im Nebensatz noch als kleines Seelengimmick hinzugefügt. (Danke dir für die schönen Telefonate. Diejenige weiß, dass sie gemeint ist.). Es ist meine Entscheidung wohin ich gehe, was ich tue und besonders wie ich die Dinge sehen will.


Der Bus, die Reise, die holprige Straße. Alles meine Entscheidung…..für mein Abenteuer.

Und deshalb denke ich um. Eingequetscht im Bus. Den Arm meines Nachbarn im Rücken: «Hab ich wieder was zu erzählen!« denke ich. «Weil ich das Abenteuer gewählt habe und nicht die Pauschalreise« und lächle mich selber an, während es mich im Schlagloch aus dem Bus hebt und der Busfahrer hupend fast das Heck des vorausfahrenden LKWs streift…..Sorry für Ausschweifen aber ich hatte viel Zeit zum Nachdenken während der Busfahrt.


Angekommen in Pokhara im Herzen Nepals. Und im Hotel bekomme ich wieder einmal eine Ladung nepalesische Herzlichkeit ab. Die anderen Gäste und ich werden vom Vater, des kleinen eigentümergeführten Hotels (Link October Inn) wie ein Teil der Familie behandelt.


Es ist ja noch Daishan - Wie Weihnachten und Punkt um 11 Uhr gibt’s Bescherung. Wir sollen uns im Flur versammeln. Die wunderschönen Töchter der Familie haben sich in festliche lange Gewänder gehüllt. Dunkelrote Lippen und Schwarz umrandete Tiefe dunkle Augen lassen die Mädels richtig strahlen. Die Farben ….Ein Traum.


Auf der Stirn ein Tikka aus Reis vermischt mit roter Farbe, was auch wir vom Vater der Familie einer nach dem anderen unter kindischem Lachen der Töchter angedrückt bekommen. Dazu die Hände nach vorn geöffnet um unsere Geschenke zu erhalten: Ein paar Rupien, Süßigkeiten und Früchte. Ich bekomme also erstmal Geld geschenkt…. im Hotel. Find ich jetz als Begrüßung nicht soooooo schlecht.







Pokhara ist ein ruhigerer Ort als das proppenvolle Katmandu. Idyllisch an einem See gelegen mit Panorama auf den achthöchsten Berg der Erde – den Annapurna. Eine Atmosphäre, die mir gerade recht kommt. Etwas Ruhe. Kung-Fu in China (Link Blog KungFu Kloster), das wuselige Kathmandu (Link Blog Kathmandu) und der Everest (Blog Link Everest Base Camp ). Das alles ist innerhalb von drei Wochen passiert. Wahrscheinlich einer der intensivsten Wochen, die ich bisher erleben durfte.


Aber jetz brauche ich eine Pause. Ein Gang zurück. Irgendwie hat sich der 6 Wochen Rhythmus hierfür bei mir eingependelt. Nach 6 Wochen muss ich Urlaub machen (Link Blog Mongolei - der Fluch des Schafskopf)….vom Urlaub….also vom Reisen….den Abenteuern. Wer schon mal lange Reisen war, wird das wohl nachvollziehen können. Reisen ist anders als Urlaub. Es besteht vieles aus Organisation, Wege herausfinden, Zurechtfinden, Kontakt suchen, Erleben, Weiterkommen und eben auch Verarbeiten. Für letzteres ist Pokhara genau der richtige Ort.





Also fahre ich runter. Ein paar Tage relaxen am See. Ein Käffchen hier und ein Eis da. Ne tolle Aussicht am Wasser. Ein bisschen Musik. Das! Daaaas macht mich glücklich. Gibt auch noch andere Sachen (z.B Tinder in Russland) aber das spielt grad keine Rolle.

Ich greife auf die tollen Tipps von Jessi (Link Blog Peking - Autogramme schreiben) zurück, der mir das einzige spnaische Tapasrestaurant in ganz Nepal empfohlen hat (direkt am Wasser. Ein Traum LINK Spanier) und direkt daneben eine Cafeteria, die echt geile Zimtschnecken und sogar Brötchen haben. RICHTIGE BRÖTCHEN!!!





Ich sortiere mich innerlich ein bisschen von den Eindrücken der letzten Wochen, um mich mit geleertem Geist danach wieder in neue Abenteuer stürzen zu können. Mein Geist muss erstmal da ankommen, wo ich auch physisch bin. Ich will die Ziele, die ich ansteuere ja nicht nur abhaken. Am Anfang meiner Reise habe ich geschrieben «Ich will erleben, fühlen, verstehen, spüren« (Link Warum Weltreise). Das bin ich und das braucht auch Pausen.


So einfach ist das aber gar nicht, wie mir die nächsten Tage zeigen:


So schlendere ich abends durch die Straßen Pokharas. Eis in der Hand…selbstverständlich und linse in die Ladenzeilen. Da hupt es neben mir lautstark. Schreie. Ein Moped schneidet den Weg und hält abrupt vor mir. Der hintere Fahrgast springt beherzt ab und rennt mir entgegen.


«Sascha!!!! My friend!!!«.

Mir fällt fast das Eis aus der Hand….Es ist Sushil. Ihr erinnert euch: Der Typ, der uns als VIP in den Club in Kathmandu geschleust hat. (Link Blog Popstars Kathmandu). Er ruft: «Ich habe dich an der Frisur erkannt!« und lacht. «An der Glatze erkannt. Auch schön.«, erwidere ich.


Er ist wieder in seiner Heimatstadt und will mich zu einer Party einladen. Heute bin ich aber mal tatsächlich…AUFGEPASST liebe Freunde, die mich kennen...


NICHT IN STIMMUNG für Party,

sondern möchte es ruhig angehen. JAAAAHAAAHAAA…ich kann auch anders. Also plauschen wir nur ein wenig und verabreden uns für die nächsten Tage.


Die verbringe ich auch erstmal langsam und entspannt. Richtig entspannend fand ich in Asien immer Rollerfahren. Wirklich was für die Seele, wenn Strände und Reisfelder an einem vorbeiziehen und du jederzeit die Möglichkeit hast, einfach abzusteigen und jede Ecke zu genießen.


Auf meiner ersten Reise außerhalb von Europa – in Thailand – auf dem Roller durch Koh Phanghan düsen. Einfach nur schön.


Reisetipp: Übrigens gibt es tolle Strecken in Nepal die man hier traditionell mit einer Royal Enfield (einem wirklich schönen alten Motorrad) bereisen kann. Die Motoräder kann man leihen und sich geführten Gruppentouren anschließen über Tage oder Wochen. Da muss ich übrigens an meine Cousins und meinen Onkel denken, die hier als Motorradenthusiasten und Bastler sicher ihre helle Freude hätten, auf den alten Maschinen mit atemberaubenden Bergpanorama zu fahren. Das wäre genau euer Stil…….mein persönlicher Tipp für euch.


Also besorge ich mir auch hier ein Gefährt. Zwar keine Royal Enfield aber einen netten Roller und freue mich auf…auf…Entspannung..das KONZENTRATIONSTRAINING. #


Naja. Rollerfahren in Nepal ist dann eben doch etwas anders. Im Grundsatz ist der Unterschied zu Thailand, dass ich deutlich öfter die Hupe benutzen muss und immer – ja IMMER- nach vorn schauen sollte.


Denn keiner der anderen Straßenverkehrsteilnehmer (tolles deutsches Wort -nur deswegen wurde es hier hochtrabend verwendet) schaut wirklich, wo er hinfährt…daher wird die Hupe zum wichtigsten Fahrzeugteil. Und eben die die allgemeine Aufmerksamkeit erfährt einen Motivationsschub, wenn von links das rückwärts ausparkende Auto auf dich zukommt oder eben auch mal die Ziege von rechts gelangweilt die Straße kreuzt.




Mein Roller hat gut zu kämpfen auf der Straße nach oben zur Peace Pagoda, die strahlend weiß auf einer Bergkuppe ein paar hundert Meter oberhalb von Pokhara thront. Mein Ziel für heute. Ich stelle meine Roller ab. Laufe die ersten Treppen zur Pagode und wieder «Hey Sascha!« ruft es aus einem kleinen Kiosk von rechts.


Es ist Jan. Ein Berliner, der mit einer befreundeten Familie in Nepal Urlaub macht. Ich hatte ihn im Hostel in Kathmandu kennengelernt. «Was ein Zufall dass wir uns wiedersehen«. Wir hatten uns zwar für Pokhara verabredet, jedoch reist Jan ohne Handy und Internet. Oldschool eben. Die beiden Herren der Truppe sind Freunde und Reiserfahren, wie ich schnell feststelle. Schon in den 90ern sind sie allein mit Rucksack von Südafrika durch ganz Afrika bis nach Berlin gebackpackt…inklusive Sudan und eben auch heute dabei. Oldschool.


(Wenn ihr liebe Berliner das lest…Oldschool ist übrigens nicht abwertend gemeint. Eher das Gegenteil).


Da gibt’s natürlich was zu erzählen, was wir die nächsten Tage nutzen. Die Kinder ins Bett gebracht – drei an der Zahl - und abends geht’s ab in die Kaschemme um die Ecke auf ein zwei Bier und nen Roxi (der nepalesische Schnaps).

Für mich ist die Familie ein tolles Vorbild….also nicht wegen der Trinkfestigkeit der Eltern, die Zweifellos in geselliger Runde vorhanden ist, sondern für das, was mit Familie auf das Reisen bezogen drin ist. Ich glaube die Kids haben schon mehr erlebt als ich je sehen werde und erzählen vom Spielen mit Kindern in Afrika, Raubtieren und wahnsinnigen Landschaften.


«Die Kinder haben Kontakt mit anderen Kulturen und sind meistens auch mit Eindrücken auch ganz gut beschäftigt, wenn da ein Elefant im Garten steht oder ein Nashorn die Straße entlangläuft«, erzählt der Papa (dessen Name mit gerade echt entfallen ist. Die Dame des Hauses hieß Steffi…aber er….Sorry for that).


Reisen und das Exotische scheint für die Kinder normal und wunderbar, die dabei vor allem Selbständigkeit und das Zugehen auf das Unbekannte und umgehen damit lernen. Das die Kids mal den Reis oder das exotische Essen nicht mögen, kann dir auch zu Hause passieren. Und ich nehme mir viel mit von der Gelassenheit, dem Vertrauen und sicher auch der Erfahrung mit, die diese Familie für mich an den Tag legt.


Nur das Verabreden mit Ihnen ist eben ohne Handy etwas schwieriger.


Von daher ist es wohl Bestimmung, dass wir uns hier wieder treffen.

Damit ich was übers Reisen mit Familie lerne. Also nicht nur den Blick den ich von meiner Adventure-Mom habe. (siehe Link warum Weltreise).


Auch ich merke, dass das Exotische und das Reisen irgendwie normal für mich geworden ist, als ich durch die Straßen Pokharas laufe. Die bunten Gewänder der Frauen um mich, die roten Tikkas auf der Stirn, der Dreck der Straße in der Nase, Achttausender um mich. Das kleine Abenteuer. Die Reise ist gerade keine Reise mit klarem Verfalldatum, die irgendwann einfach wieder mit dem Anschalten des Laptops am Büroschreibtisch endet. Die Reise ist gerade mein Leben. Mein Alltag. Und ich bestimme ganz allein wie der aussieht. Jeden Tag aufs Neue.

Achso und dazu gehören wie immer…. Abenteuer. Ich bin jetz ja doch nich so n Langweiler, der jetzt nen ganzen Blog ohne Abenteuer durchleben kann. So ganz ohne, kann ich dann doch nich. Und so sehe ich mich morgens am Abhang eines Berges stehen. Den Blick auf den Annapurna mit der gezuckerten Bergspitze gerichtet. Die Wolken auf Augenhöhe. Helm auf dem Kopf. Hinter mir Tom. Und wir beide eingespannt in Geschirr aus Schnüren und Gurten.


«Wenn ich Los sage, rennst du einfach los und hörst nicht auf!« sagt Tom von hinten zu mir. «Okay! No Problem«, erwidere ich während ich den Gegenwind auf der Nase spüre. Es sind nur etwas 15 Meter auf der gründen Bergwiese bis zum Abhang. «Run!« ruft Tom. Ich denke nicht nach. Keine Zeit. Und zack zieht es mich in die Gurte und wir sind in null Komma Nix in der Luft. Paragliding. Mein erstes Mal an einem Fallschirm mit Blick auf den Achthöchsten Berg der Erde.


«Kopf in der Luft. Herz in der Hose.« so geht’s mir, falls es einen interessiert. Besonders, da ich die Kräfte spüre, die am Fallschirm ziehen. Jeden Windschlag. Jede Wolke, die wir passieren. Das hätte ich echt nicht gedacht. Von unten sieht das immer so aus, als wäre es einfach nur wie Fliegen auf einer Feder. Nix da. Der Wind packt richtig zu und das tiefe Sausen des Windes ist ganz deutlich zu hören. Natur pur. Echt.





Mir fällt es schwer meine Hände von den Sicherungsgürten über mit zu lassen. Loszulassen. Wieder so eine Mixtur aus Freude und gaaanz leichter Panik durchströmt mich. Ich kanns nicht kontrollieren. Und muss loslassen. Mal wieder vertrauen. In den Fallschirm und Tom. Der übrigens wirklich ein Meister seines Fachs ist und sich alle Mühe gibt, mir die Angst zu nehmen und mir ein tolles Gefühl und Erlebnis zu geben


(Die Firma heißt übrigens Blue Sky Paragliding. Kostenpunkt 50 Euro und ja es gibt einen Rettungsfallschirm.)








«A little Kick?« fragt Tom zum Schluss als wir über den riesigen See gleiten. «Äh….Maybe.« Und schon sind wir horizontal im 90 Grad Winkel zum Schirm und schwingen erst nach Links …harter Zug am Steuerungsseil…dann nach rechts, sodass der Fallschirm immer mal kurz unterhalb der eigenen Sitzposition ist.


Alter!

Angst und Freude zur gleichen Zeit. Wieder so ein Moment. Der einem mit allem erfüllt, was die Gefühlwelt so hergibt. Wer auf Achterbahn steht, is hier richtig. Ich bin übrigens kein Achterbahnfan. Aber echt glücklich über die Erfahrung. Auch irgendwie darüber, dass ich so ein bisschen die Erfahrung meines Papas teilen, kann der in der Armee Fallschirmjäger war. Den Erfahrungen, die er hatte. Was wir dann auch zusammen breit am Telefon ausdiskutieren, als er das Video vom Flug sieht. «Ich bin stolz, dass du das gemacht hast«, sagt er. Worte, die jeder Sohn zu gern von seinem Papa hört.


Auch wenn ich so weit weg bin, bringt es mich dem, wo ich herkomme ein Stückchen näher.

Meinen Brüdern, meinen Cousins, meiner Mama und besonders glücklich macht es mich, wenn es jemand wie mein Papa ist. Einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben, der sehr viel dazu beigetragen hat, dass ich bin, wer ich wirklich bin.


Ein kleines Zitat zum Schluss, was ich hier sehr toll fand:

«Höhepunkt des Glücks ist es, wenn der Mensch bereit ist, das zu sein, was er ist« Erasmus von Rotterdam
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