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  • AutorenbildSascha @ YOLO andersWO

Kleinstadt und die Kellnerin - Xian, China

Ich nehme den Schnellzgug von Peking nach Xian. Ich bin rund 6 Stunden für über Tausend Kilometer unterwegs. Die Züge fahren mit bis zu 400Km/h. Sonst würde das wohl nicht mal ansatzweise funktionieren.


Die Bahnhöfe in China sind Riesig. Eher wie Flughäfen und die Menschenmassen drängen durch die großen Hallen. Ja…Hallen. Mehrzahl. In China geht man nicht einfach zum Gleis sondern die angezeigte Nummer auf den Tafeln zeigt nicht das Gleis an, sondern die Wartehalle oder Wahweise das Zustiegsgate.


Erst etwa 15 Minuten bevor der Zug einfährt wird am Gate eingecheckt und man begibt sich zum Gleis. Gut organisiert ist es. Muss es auch bei dem Gedränge. Trotzdem sollte man einplanen 60 Minuten vor Abfahrt des Zuges am Bahnhof zu sein. Die Wege sind echt lang. Gerade wenn man aus der UBahn kommt….wieder eine riesen Halle….gilt es erst eine kleine Wandernung durch diese zum Aufgang zu absolvieren. Dann hinauf….raus aus dem Bahnhof um dann wieder durch die üblichen Sicherheitskontrollen -also Gepäckscanner, Metalldetektor – wieder in den Flug….Ähh…Bahnhof einzuchecken. Ticket und Pass vorgezeigt und das Gate finden. Snack besorgen. Dann heißt es warten. Worauf?….auf das grüne Licht. Das früne Licht, dass neben der Zugnummer aufleuchtet, wenn man durch das Gate «Boarden« kann. Kurz vorher bildet sich -genau wie am Flughafen eine Schlange – für die, die es nicht erwarten können in den Zug zu kommen. War mir irgendwie immer ein Rätsel. Es gibt doch reservierte Plätze? Und das Gepäck kommt immer irgendwie unter. Ich warte gern ein Stückchen bis sich der Wind legt und gehe dann durchs Gate. Deeeeuuuutlich entspannter und mein Sitzplatz is ja auch noch frei. Aussuchen kann man sich diesen aber nicht. Man kauft sein Ticket und dann steht da ein Sitzplatz. Auch bei Online Buchungen geht das nicht. Hier kann ich übrigens die App China Train Booking sehr empfehlen um nach Zügen zu schauen und man auch über die App buchen und bezahlen. Das Ticket kann man dann bequem am Schalter mit Reisepass abholen. Die App zeigt sogar eine Übersetzung an für den Bahnmitarbeiter, dass man ein Ticket abholen möchte. Ich habe es bei Zügen die sehr schnell ausgebucht waren zwei Mal probiert und hat super geklappt. Bezhalung ging top mit Paypal.





Ich finde meine Platz im Zug und verstaue das Gepäck. Ich fühle mich wieder ein wenig wie zu Hause. Wie im ICE. Eben nur mit 5 Sitzen pro Reihe und ner Hocktoilette. Der Rest scheint gleich. Im Zug lerne ich meine Sitznachbarn kennen, die Interessiert nach kurzer Zeit nach meiner Herkunft fragen. Qi und Roza sind Chinesen. Roza fährt selbst in den Urlaub nach Xian und Qi wohnt in der Nähe von Xian und kommt von einer Geschäftsreise aus Peking. Beide sprechen hervorragendes Englisch, da sie für ausländische Unternehmen arbeiten. Qi hat sogar mal für ein deutsches Unternehmen gearbeitet, dass ich aber nicht kenne. In Deutschland war er aber leider nie.


Qi gibt uns wertvolle Tipps über die Reise nach Xian, die ich in den nächsten Tagen auch beherzigen werde. Die Terrakotta Armee besuchen, Mount Hua Shan zum Sonnenaufgang, die alte Stadtmauer in Xian zum Sonnenauf- oder Untergang mit dem Fahrrad befahren. Zur Sicherheit gibt er mir noch seine Handynummer. Ich soll ihn anrufen, wenn ich Probleme habe. Roza gibt mir Ihre Nummer auch gleich und fragt, ob ich denn Wechat habe. Wir könnten ja vielleicht gemeinsam zum Mount Hua Chan, wo sie auch hinmöchte.


WeChat? Nie gehört? Ich auch nich. Im Grunde das Whatsapp Chinas ….nur besser. Mit WeChat kann man im Grunde alles machen. Bilder teilen wie in Instagramm, Freunde gewinnen wie in Facebook, Nachrichten schreiben und eben auch bezahlen….und zwar überall! WeChat ist genauso wie Alipay fast überall anerkanntes Zahlungsmittel. Aber eben nur mit chinesischem Bankkonto. Zum Beispiel kann man sein Bahnticket auch mit WeChat bezahlen. Einfach per QR Code.


«Das habe ich noch nicht«, gebe ich Roza als Antwort. «Really?!« erwidert sie. Für Chinesen einfach undenkbar. Also richten wir die App ein. Dazu benötigt man nämlich -zumindest einmalig- eine andere Person, die die Authenzität des neuen Mitglied bestätigt, was die beiden gern übernehmen. In China ist das mit dem Datenschutz eben nicht so. Man gibt recht freizügig seine Nummer weiter oder bezahlt generell mit Apps und QR Code …ein Graus für alle Datenschützer in Deutschland. Macht die Sache bei so einer Masse von Menschen aber nun mal bedeutend einfacher und vor allem etwas schneller. Immer wieder komme ich in die Situation, dass kleine Straßenhändler oder Kioskbesitzer verzweifelt nach Wechselgeld suchen, da ich ja der einzige bin, der hier Bar zahlt…und natürlich andere ausländische Touristen.


In Xian komme ich Abend am Nordbahnhof an, der den Pekinger Bahnhöfen an Größe nichts nachsteht. Flughafenfeeling. Ich gehe der Masse hinterher die aus dem Zug strömen und passiere das Ankunftsgate des Zuges, wo mein Ticket nochmal zum «Auschecken« kontrolliert wird. Rucksack auf den Schultern, Gitarre in der Hand. Alles da, als ich das Gate passiere. Frischer Wind strömt durch die Halle, der mir durch die nicht vorhandenen Haare gleitet. «War das vorhin nicht wärmer am Kopf?« frage ich mich etwas verdutzt. «Shit…..Ich hab meine Mütze im Zug vergessen! Ich Idiot!«


Grundsätzlich wäre das nich so schlimm, so eine Mütze zu verlieren. Nur leider war DIESE Mütze meine heißgeliebte Reisemütze, die ich mir auf meiner ersten Fernreise beim Straßenhändler auf Ko Phi Phi in Thailand gekauft habe. Sie hat mich auf jeder Reise seither in alle Länder begleitet und mir Glück gebracht. Mittlerweile war sie mit mir in Thailand, Kambodscha, Sri Lanka, Malaysia, Singapur, Peru, Bolivien, Hawaii, Kalifornien, Vietnam, Russland, Mongolei, Dubai, Honkong, Tschechien, Belgien, Italien, Polen, Österreich, Slowenien und eben China. Sie hat mir immer treue Dienste zunächst beim erfolgreichen verdecken meiner langsam ausbreitenden Hinterkopfkahlheit verschafft und seit einiger Zeit dann auch die mittlerweile geliebte Vollglatze wunderbar vor dem Staatsfeind Nummer eines des stolzen Glatzenträgers bewahrt: Der krebsrote Schädelsonnenbrand. Ich weiß zwar bis heute nicht was der Schriftzug darauf bedeutet, aber sie gehört eben dazu zum Reisen.


Entsprechend aufgeregt mach ich auf den Hacken eine sofortige 180 Grad Wende, laufe zum Gate zurück und versuche dem Bahnbeamten dort hitzig gestikulierend mit Händen und Füssen klar zu machen, dass ich etwas Gepäck im Zug vergessen habe. Die ganze Story mit der Reisemütze wäre jetz mit Händen und Füßen wohl zu komplex gewesen. Zum Glück versteht er und zeigt sich einsichtig, als ich ihm mein Zugticket zeige. Per Funk benachrichtigt er die Kollegen am Zug, dass ich nochmal komme. Mein Gepäck darf ich aber nicht mitnehmen und lasse es ohne zu zögern vor seinen Füßen fallen.


Ich will keine schlechten Omen für meine Reise. Ich sprinte hinauf und zeige den Bahnmitarbeitern wiederum was ich verloren habe. Wir durchsuchen den Zug ….Nichts. Gleich fährt der Zug ab. Das weiß ich. Die Bahnmitarbeiter weisen mich darauf hin, dass ich ab jetzt draußen warten müsse und sie weitersuchen. Ich hoffe auf eine Wunder und reibe mir bangend die Hände. Das Abfahrtssignal ertönt. Ein Bahnmitarbeiter steht in der Tür als diese sich schließen zuckt er nur mit den Achseln, deutet ein imaginäres Käppi an und schüttelt den Kopf und der Zug fährt ab. Kein Wunder. Leider bleibt sie verschollen und reist jetzt ohne mich durch China.


«Sie ist weg. Weg! Und ich bin wieder allein allein.« hashtag Fanta 4, denke ich. (P.S. Bin gespannt wie lange der Ohrwurm bei euch anhält….bei mir waren es ca. 30 Minuten.)

Weltreise ohne meinen treuen Begleiter? Muss wohl….trotzdem hat sie eine kleine Hommage verdient…



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Ich trotte enttäuscht und geknickt zurück zum Gepäck. Bedanke mich beim Bahnmitarbeiter mit einem kurzen Anheben der Mundwinkel zu einem gezwungenen Lächeln. Er erkundigt sich noch, ob ich denn Erfolg hatte. Ich senke betreten den Kopf un d er versteht.


Ich schultere den Rucksack und gehe los zur Metro. «Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen für die Reise«, denke ich. Als ich den Ausgang der Metro zu meinem Hostel hinaufgehe widerspreche ich mir selbst «Mein Glück hängt doch nicht von einer Mütze ab! Das ist doch nur Aberglaube!« und fasse neuen Mut. Als mich prompt am Ausgang der Metro angekommen ein kollosaller Regenschwall vereinnahmt, der die Straßen zu Schwimmen bringt. «Mmmmhhhhh….wie war das mit dem Reiseglück?!«. Ich schaue auf mein Handy zur Hostelsuche. Internet geht nicht. Toll! Ich verlaufe mich maßlos im Regen. «Reiseglück? Vielleicht doch die Mütze!«






Erschöpft und Komplett durchnässt, komme ich im Hostel an. Der Boden klingt aber komisch denke ich zunächst als ich den Eingang betrete. Dann merke ich, dass es meine Schuhe sind, die das Geräusch von sich geben in denen sich mittlerweile so viel Wasser gesammelt hat, dass ich darin wie auf einem vollgesaugten Schwamm wate.


Am Nächsten Tag, erholt und halbwegs trocken und mit Sonnenschein im Fenster, begrüße ich meinen Zimmergenossen Wulang Bo. Er ist Student aus Peking und macht ein paar Tage Urlaub in den letzten Tagen der chinesischen Ferien, die bis Ende August gehen.


Gemeinsam erkunden wir die Gässchen Xians. Die Altstadt ist herrlich und unser Hostel liegt mittendrin. Wir gehen aus dem Eingang des Hostels und sind umgeben vom wuseligen Marktreiben im muslimischen Viertel der Stadt. Überall sind Gemüsestände, Offene Garküchen und Grills mit offener Flamme. Überall kocht, dampft und brutzelt es. Es riecht nach gebratenem Fleisch, nach gebrannten Nüssen, frischem Gemüse, Chili, mal süßlich, mal undefinerbar nach Verdorbenem und dann nach frischem Teig und Feigen. Die Tuktuks drängen sich durch die Gassen, Hupen unentwegt zwischen den Schaulustigen und Einheimischen, die entlang der Stände schlendern, verhandeln, essen, diskutieren, lachen.





Ich bin froh, dass Wulan Bo bei mir ist und er zeigt mir allerhand Dinge, die ich wohl ohne Ihn nie probiert hätte. Außerdem bekommt er auch den besseren Preis, da er nunmal dem chinesischen mächtig ist. «Ich habe Durst. Was kannst du empfehlen?«frage ich Ihn. Und er zeigt ganz schnell auf ein pechschwarzes Getränk, dass auf einem der Stände feil geboten wird. Im Getränk schwimmt so allerhand undefinerbares. Sieht aus wie Gras, Möhren und keine Ahnung…..«Das trinken wir dauernd hier und ist gerade bei Studenten sehr beliebt« meint Wulan Bo. Na dann…ich bin dabei. Und es schmeckt erstaunlich gut. Süß und erfrischend. Eine Wucht. Wulan Bo meint «Schau auf die Stände da drüben, dort gibt es das auch. Aber ohne das Zeig was darin schwimmt. Das schmeckt dann nicht so gut. An dem Zeug erkennst du das es Handgemacht ist und nicht künstlich eingekauft.«





Wir probieren allerhand Spieße, Eiskalten Puffreis, der im Mund zerdampft wenn man daraufbeißt und den Lieblingsnack von Wulan Bo. Eine Art Teigtaschen schwarz und gelblich garniert mit scharfer Soße und ein paar Kräutern….«Schmeckt…..salzig, süß und scharf zugleich………und intensiv……..vergoren….Bähhh.« sage ich mit ekelverzerrtem Gesicht zu Wulan Bo, dass ich mir bei aller Gastfreundschaft nicht verkneifen kann und die gerade 5 Sekunden im Mund befindlichen Stücke wieder ausspucke. Wulan Bo lacht. «I like it«, gibt er mir zu verstehen.








Am Abend kehren wir gut gesättigt und nach stundenlangem erkunden der Gassen und Bräter mit weit geöffneten Augen und neugierigen Zungen zurück ins Hostel. Wulan Bo ruht sich aus…


Ich erkunde noch en wenig die Stadt und treffe in den Parks wie überall in China auf kleine Gruppe von Chinesen, die sich singend oder tanzend den Abend vertreiben. Einer Performance von gut 50 älteren Chinesen lausche ich jedoch gut eine Halbe Stunde die mich mit Gesängen und Tanzeinlagen einfach magisch fesseln.






Ich kehre nun auch zum Hostel zurück. Ich will noch ein wenig die schwüle Wärme des Abend auf der kleinen Terasse des Hostels direkt in der Gasse zum Markt genießen und am Blog schreiben. Wie üblich gern mit meinem Jasmintee, den mir eine junge freundliche Kellnerin des Hostels auch nach draußen bringt. Als sie ihn abstellt und wieder gehen will, hält sie kurz inne und dreht sich zu mir: «Sorry that I am asking….i recognized you today…. you came here with a guitar today, right?«, fragt sie schüchtern und lächelnd. Ich schaue hinter meinem Laptop hoch und bejahe.


Huye….oder auch Amber, der Einfachheit halber…wie sie sich gern Ausländern vorstellt, da der Name wohl die gleiche Bedeutung hat, ist Studentin und arbeitet im Hostel für eine Zeit. «Ich spiele auch Gitarre«, sagt sie. «Seit einem Monat habe ich Unterricht. Ich finde das so toll!«. Ich auch, denke ich. «Könntest du mir…«fährt sie wieder etwas verlegen fort «Könntest du mir was beibringen?«. Klar kann ich und klappe meinen Laptop zu um meine Gitarre aus dem Hostelzimmer zu holen.


Huye hat keine eigene Gitarre und ist daher hellauf begeistert, als sie das edle Stück in den Händen hält. Ganz niedlich und leicht verneigend bedankt sie sich immer wieder. «Thank you so much«….«Ähhh ….kein Problem. «, antworte ich. «Was wollen wir spielen? Was kannst du schon?« steige ich in meine erste chinesische Gitarrenstunde ein. «Ich kann mit der rechten Hand schon zupfen!« «Und die linke Hand für die Griffe und Töne? Was ist damit?«, erwidere ich. «No.« antwortet sie kurz und bündig. Okaaaaaayyy….also ganz am Anfang. Na dann wird’s Zeit für die Linke Hand für ein paar mehr Töne.

Mmhhhh….ich überlege. Welches Lied bekommen wir mit den Fähigkeiten hin? Es soll ja Spaß machen. Also spiele ich Ihr eine Auswahl vor. Und sie entscheidet, was wir dann machen. Das klingt nach nem Plan. Mittlerweile hat sich der Hotelbesitzer und ein anderer Angestellter des Hostels auf die Terrasse zu uns gesellt und lauschen rauchend der Konversation.


Ich beginne mit „Nothing else matters“….das ist einfach……«Kennst du das?« frage ich. Kurze Antwort der Runde »No«. Okaaaaay……Welthit und so?!?!! In China offensichtlich nur am Rande. Zweiter Versuch: „Wonderwall“ und ich singe los. Das muss sie ja nun kennen. Die Runde schüttelt den Kopf. «Das gibs doch nich!!!! Bin ich blöd«, denke ich. Da kommt zum Glück eine anderer westlicher Gast aus dem Hostel gesprungen und steigt Lautstark in den Refrain ein. «Geht doch!«. Aber das hilft mir trotzdem nich mit meiner kleinen Unterrichtsstunde. Huye fragt mich, ob ich chinesische Lieder kenne und ich muss leider ablehen. Dann schlägt sie freudestrahlend…….Justin Bieber vor!.......Ähhhhhhh……..Ähhhhh…….Sagt mir nix. Nie gehört den Namen. Is bestimmt nur in China berühmt der Kerl. «Hab ich gerade nich auf Vorrat«, antworte ich.


Ich erinnere mich, dass ich mal einem Freund, der keine Ahnung von Gitarre spielen hatte, mal in 40 Minuten „Come as you are“ von Nirvana…zumindest die ersten bekannten Töne beigebracht hatte. Das werden die zwar auch nich kennen, aber was solls und ich spiele an, als die Beiden freudstrahlend darauf anspringen. «Was echt jetz?!?!! Das kennt ihr?«. «Yes«, antwortet der andere Angestellte und spielt mir prompt Come as you are auf dem Handy vor…..«Ja, das is es«, nicke ich. Bis der Text anfängt…..in Chinesisch. Da hat wohl einer erfolgreich gecovert. Is mir gleich und wir haben unseren Song.


Und siehe da nach einer Stunde und 2 kostenlosen Jasmintees später, klappt das schon ganz gut für 15 Töne des Riffs, meint auch Huye sichtlich erschöpft aber glücklich. Jetz soll ich aber noch ein paar Lieder spielen für die Runde, was ich natürlich gegen kostenfreien Jasmintee gerne tue.





Der Abend geht noch lang und wir unterhalten uns über alles Mögliche. Sie fragt mich worauf ich denn Stolz bin als Deutscher. Mmhhh…. Ich überlege ….«Vielleicht unser Pflichtbewusstein. Also, dass man sich auf die Deutschen verlassen kann, wenn sie einem etwas versprechen. Und Bier natürlich.« Sie nickt zustimmend. «Ihr seid immer so ernst. Aber du nicht. Vielleicht weil du in Köln wohnst« Da hat sie wohl recht. Übrigens sagt sie auch im Englischen, was ich hier sinngemäß natürlich übersetze: «Köln.« Nicht Cologne. Auch in Russland und bei anderen Chinesen ist Köln deutlich geläufiger als Cologne. Keine Ahnung warum. Also erzähle ich ihr auch vom geliebten Karneval und das die Kölner nun mal anders sind und ich die Stadt deshalb liebe. «Was ist mit China? Worauf bist du stolz?« frage ich zurück. «Auf die Art wie wir miteinander umgehen und ganz klar unser Essen.« Da bin ich dabei, dat is priiimmaa.


Ich erfahre, dass Huye noch 4 weitere Sprachen spricht…Spanisch, Russisch, Französisch, Chinesisch und Englisch natürlich. Nur Deutsch noch nicht. Ich bin beeindruckt. «Als nächstes is Deutsch dran und dann komme ich dich besuchen«, meint sie. Sie möchte nach dem Studium auch in eine größere Stadt. Ich überlege und frage «Ich dachte Xian ist eine Großstadt in China?« Sie antwortet: «Nein. Xian ist keine große Stadt in China. Es leben nur etwa 10 Millionen Menschen hier.« Und sie zuckt darüber hinweggehend mit den Schultern. «Oookaaaayyyyyy«, denke ich.……die Größenverhältnisse sind anders in China.





In den nächsten Tagen beherzige ich die Tipps von Qi aus dem Zug und besichtige die weltberühmte Terrakotta Armee. Das Achte Weltwunder, wie oft suggeriert. So auch mein Lieblingsbuch «Mittendurch statt drüberweg«. Und dann stehe ich vor Ihr……also hinter tausenden anderen Chinesen die durch die eine Halle drängen und schieben in der die Krieger und Reiter aufgestellt sind. Filigran gearbeitet sind sie. In der Tat eine Meisterleistung des Altertums sicherlich, die aber durch den chinesische Tourismus einfach erdrückend und dessen nicht wirklich würdig ist. Auch die Armee selbst ist bei weitem nicht so beeindruckend wie die Reiseführer versprechen. Kein Mehr aus Soldaten, sondern eher ein paar kleine Kompanien würde ich sagen. Naja. Achtes Weltwunder. Haken dran. Sofern man wenig Zeit hat in Xian, kann man sich tatsächlich überlegen die Terrakottaarnee weg zu lassen. Gerade weil sie etwa eine 1,5 stündige Busfahrt entfernt liegt und der Eintritt mit knapp 120 Yuan für Studenten auch nich ganz billig is.






Viel besser ist es da die Stadtmauer Xians mit dem Rad zu erkunden. Mit dem Rad? Jap. Wer laufen will braucht sicher einen ganzen Tag. Mit dem Fahrrad brauche ich in gutem Tempo nur etwa 2 Stunden. Reine Fahrzeit ohne Fotostopps. Die Mauer ist somit allein Ihrer Größe wegen schon beeindruckend aber unvergesslich wird sie im Abendlicht, wenn die Lichter und tausenden Lampions entlang der Mauer den Weg beleuchten und man in der Wärme des Abends, der Musik der Stadt unter einem in den Sonnenuntergang fährt. Ein Traum. Und ich tauche ein in den Abend dieser Stadt. Sie ist so wie ich mir China vorgestellt habe und vielleicht auch wünsche. Bräter…gutes Essen…dann wieder Großstadt und die unbeschreibliche Natur Chinas ist nicht weit (siehe nächster Blog).










Übrigens als kleiner Tip zum Schluss, den ich in keinem Reisführer gesehen habe. Es gibt im Stadtzentrum direkt am Drumtower einen Springbrunnen, der am Abend mit präzisester Musikperformance untermalt ein Kunstwerk des Lichtspiels inszeniert. Auch wenn ich schon die riesigen Fontänen in Dubai gesehen habe, ist das hier zwar kleiner aber deutlich besser, auch wenn ich sonst kein Fan solcher Springbrunneneinlagen bin. Ein echt toll inszeniertes kunstvolles Schauspiel. Klein aber oho. Das passt zu Xian. Der KLEINEN Stadt, die wirklich alles zu bieten hat, was man sich in China wünscht.




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