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  • AutorenbildSascha @ YOLO andersWO

Motherfucking Lady - Krasnojarsk

Aktualisiert: 27. Juli 2019

In Krasnojarsk lerne ich Lukas und äääähh….habe leider den Namen vergessen...…im Hostel kennen. Die beiden Jungs sind aus Deutschland… surprise, surprise. Ich bin der erste wirkliche Ausländer, den sie treffen. Ja, so geht es einem in Russland manchmal.


Die beiden sind auf der Walz und sind schon 3 Jahre in ihren netten Trachten unterwegs. »Bereits in Novosibirsk habe ich zwei in Tracht gesehen, « sage ich. »Das ward dann wohl Ihr?« »Ziemlich wahrscheinlich« meinen die Beiden. Sie kommen aus Bayern und waren viel in Europa unterwegs und jetzt eben Russland aber ohne Arbeiten und vor allem ohne Handy, Laptop oder ähnliches. So wie es die Handwerkertradition will. Wow. Das is mal ne Leistung …ohne russisch …ohne Google Übersetzer….krass die beiden. Sie haben einen ähnlichen Reiseplan wie ich und wollen auch in die Mongolei. Leider können wir keine Nummern austauschen…wodurch das mit dem wiedertreffen ein wenig schwer fällt. Naja, mal schauen, ob wir uns wieder übern Weg laufen.


Leider muss ich mich von den beiden verabschieden, denn ich treffe mich mit Anastasia. Wir haben uns für nachmittags verabredet und wollen ein bisschen Natur schnuppern. Sie kommt aus Krasnojarsk und schlägt vor mich mit dem Auto abzuholen, um gemeinsam zum Stolby Nationalpark zu fahren – dem Erholungsgebiet für Krasnojarsker nur wenige Kilometer außerhalb der Stadt und der am meist besuchte Nationalpark in Russland. Natur und Sibirien pur!


Wir sind für 12 Uhr verabredet.


Ich war am Vormittag joggen und dusche mich.

Ich musste den Vormittag einfach zum Sport nutzen, denn Krasnojarsk hat eine ganze Halbinsel, die mit kilometerlangen Rad- und Skatewegen sowie Sportgeräten im Freien ausgestattet ist. Und das Alles ist in absolut purer Natur, umschlossen von den Ufern und Uferwiesen des Jenisseis. Ein absoluter Traum. Genauso wie der Jenissei selbst. Wieder so ein riesiger Fluss, den ich noch aus der Abi Prüfung in Geographie kenne, weil man ihn da mal auswendig gelernt hat. Hier wird relaxt, spaziert, gesonnt und geskatet. Lustig sind hier übrigens auch die kleinen Streifenhörnchen, die es hier überall gibt und auch keine Berührungsängste haben. Sie fressen einem sprichwörtlich aus der Hand und sind immer eine super Beschäftigung für die Kinder hier….und mich.





Ich dusche mich nach dem joggen. 11:40 das Handy klingelt…es ist Anastasia…ist grad schlecht bei mir. Sie legt auf. Ich schreibe ihr, dass ich sie in einer Sekunde zurückrufe. 5 Sekunden später eine WhatsApp….


»the second is over«.

Na das kann ja heiter werden! Ich dachte, das wird ein entspannter Nachmittag?!

Sie ist in der Nähe des Hostels. Wann ich denn komme, will sie wissen. Ich rufe sie zurück. »Your a little early, isnt it? I´m on my way«, sage ich. Kurz überlege ich, ob ich mir den Stress mit einer etwas übereifrig gestressten Dame antuen möchte….aber ein einziger Moment kann nicht den gesamten Eindruck ausmachen. Sonst hatten wir ja echt lustig gechattet.


Okay….ich schnappe meine Sachen und gehe die Treppe des Hostels herunter….und suche nach Ihrem Auto. Unter der Treppe steht jemand, den ich nicht gleich wahrnehme……»Hi! Sascha?« Ich drehe mich um …»Yes. Anastasia?! Nice to meet you«. Als ich die letzte Stufe der Treppe heruntergehe sehe ich sie erst richtig. Sie ist ….größer als ich! 1-2 cm und sportlich leger in Pulli und Sportleggins. Das tut ihr jedoch keinen Abbruch…eher das Gegenteil. Tolles Lachen denke ich, während ich von UNTEN nach oben schaue und wir uns zur Begrüßung umarmen.



Wir fahren los und sie erklärt mir, dass sie ein wenig gestresst ist, weil man in der Stadt fürs Falschparken horrende Strafen zahlen muss und sie nicht so genau weiß, ob das Parken hier ginge.

»So I´m a little different to other girls…I´m early!?« meint sie lachend.


Geht doch….Okay…


Jetzt tue ich mir das sehr gerne an!

Anastasia ist Englischlehrerin. Aber nicht nur das. Sie ist die Eigentümerin einer Sprachschule. Also einer Privatschule mit 15 Angestellten Lehrern. Deswegen hat sie auch Zeit für unser Treffen in der Woche. Sie nimmt sie sich.


Anastasia ist 34 und wir beglückwünschen uns beide für unser tolles Alter. Wir haben einen super Draht zueinander und sind eigentlich nur am lachen und Witze machen….die ganze Zeit.


Whoa…ihr Fahrstil ist ….naja…sagen wir ich nutze den OAG. Den Oma-Angst-Griff der sich rechts oberhalb der Beifahrertür befindet (für die das nicht kennen) und halte mich …FEST. Generell ist Autofahren in Russland durchaus ein Abenteuer. Da wird mitten auf der Kreuzung gewendet oder auch mal mit quietschenden Reifen der Kreisverkehr mit 120 genommen. So sehen einige Autos hier dann auch aus. Entweder Nobelkarosse oder eben ohne Kotflügel.


Mein Vertrauen in Nastias (Ihr Kurzname für Anastasia) Fahrstil wird nicht besser als Sie mir sagt, wir müssten jetz mal aufhören zu reden…Sie ist überfordert mit Lachen und Autofahren und muss sich jetzt konzentrieren, wobei sie gleichzeitig voll auf die Bremse steigt….Abfahrt verpasst.


Rückwärtsgang eingelegt und kurzerhand auf der vierspurigen Straße gewendet. …OAG!!!

Wir laufen in den Stolby Park. »Nur ein kleines Stück« wie sie meint »zum frische Luft schnappen.«




Und wir haben eine Menge Spaß…es geht um alles Mögliche. Ich hab alles schon wieder vergessen. Nastia nimmt kein Blatt vor den Mund und ist unglaublich entspannt und locker. Die Haare fallen nicht?!…sie macht sich einen Spaß daraus und bringt sie komplett durcheinander und versucht hässlich auszusehen….nicht so einfach bei ihr. Ich versuche das Gleiche mit meinen nicht vorhandenen Haaren…..;-)

Am Ende des Weges machen wir an einer kleinen Kaffeehütte halt. Sie will mir Ihr Lieblingsgetränk zeigen. Spiteni… ist ein süsses teeartiges Heißgetränk mit Ingwer.



Echt lecker! Wir machen eine Pause. Sie bringt mir ein paar russische Schimpfwörter bei, wie etwa Blyat und Suka (müsst ihr selbst nachschlagen :-)). Generell flucht Nastia auch ganz gern, wie der ein oder andere Russe auch. Sie tut es aber immer in Englisch, sagt sie. »Das ist besser für die Russen und mehr einer Lady würdig«, da die anderen Russen, das ja dann eh nicht verstehen. Ich hingegen schon und necke sind mit »Lady Anastasia!« wenn wieder mal eine dieser riesigen Mücken im Park versucht sie DURCH DIE LEGGINS zu stechen und sie laut


»you little motherfucker!!!«

aufschreit und sich dann wieder auf ihren Status als Lady besinnt.


Wir diskutieren über die englische Aussprache, über die Schule und lustige Wörter im Englischunterricht, die im Russischen andere Bedeutungen haben. Am lustigsten findet sie übrigens, wie man in Amerika einem Mann den Namen »DICK Chaney« geben kann. Okay, das Niveau lässt nach. Wir gehen zurück. Sie will mir noch das Wahrzeichen der Stadt zeigen.


Eine Kapelle die die 10 Rubel Note schmückt. Jeder Russe kennt die wohl und man kommt nur mit dem Auto hin. Prima!…ich habe ja meinen Taxifahrer. Sie gibt mir zur Verdeutlichung eine 10 Rubel Note und ich soll sie als Andenken behalten. Ich antworte, dass ich für ein Date eigentlich noch nie bezahlt worden bin und mich jetzt schon ein wenig schmutzig fühle.



»Lass uns nach rechts gehen…da ist ein ruhiger Geheimweg. Den laufen nicht so viele. Du kannst entscheiden…ruhiger Weg mit mir oder langweiliger Asphaltweg mit allen anderen?« sagt sie, wie immer mit einem verschmitzten Lachen.


Wir kehren zurück zum altbekannten lustigen Gespräch und fahren zur Kapelle. Dort zeigt Sie mir ein tolles Restaurant in dem es vor allem auch tolles Bier gibt. Sie hätte so gern ein Bier schmollt sie mir vor. Aber sie muss mich ja noch heil nach Hause bringen. Insgesamt habe ich übrigens den Eindruck gewonnen, dass die russischen Damen ganz gerne Bier trinken. Wodka und Schnaps ist da eher den Herren vorbehalten.


Zusammen machen wir noch ein wenig Sprachunterricht im Russischen und lesen gemeinsam die Speisekarte bevor sie mich nach Hause bringt. Zumindest versucht sie mich nach Hause zu bringen und wir verfahren uns fluchend noch etwa zehn Mal.


Ich hatte selten so viel Spaß an einem 5-stündigen Nachmittag. Danke dir, Anastasia.

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