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  • AutorenbildSascha @ YOLO andersWO

Nur Bahnhof - St. Petersburg

Aktualisiert: 10. Juli 2019

Vom beschaulichen St. Petersburg ab in den 10 Stunden Zug nach Moskau.

Jetz geht es los das grosse Bahnabenteuer....10000km durch das größte Land der Erde. Jetzt in der Bahn wo keiner der Fahrgäste in meinem Wagon mehr ein Wort Englisch spricht - außer der Schaffner ein wenig- fühlt es sich auch wie ein kleines Abenteuer an. Wobei ich ja noch mit Moskau im entspannt Urbanen bleibe...aber die Weite.... sie kommt näher.

Übrigens kann ich niemandem empfehlen die Bahn 2 Stunden vor Abfahrt zu buchen...das war so nicht geplant und wäre dann auch fast schief gegangen. Die Züge in der Hochsaison in Russland sind dann einfach restlos ausverkauft. Ich muss mich da echt eher drum kümmern.

Gestern hatte ich noch überlegt, noch einen Tag in St. Petersburg zu bleiben. Aber von Gold und Touri-Sightseeing habe ich gerade genug. Auch das Hostel gibt eher kaum Möglichkeiten zum Kennenlernen. Entweder ist keiner da oder eben ganze Schulklassen. Naja. Deshalb weiter rein nach Russland. St. Petersburg war noch Vorgeplänkel und sehr westlich geprägt. Russland light...wie eine Freundin meinte. Wirklich romantisch - gerade abends. Aber ich will mehr ....mehr »out of comfortzone«. Die bekomme ich auch gleich als ich abends versuche per App ein Ticket für den Zug nach Moskau zu ergattern. Das scheitert irgendwie an meiner Kreditkarte, Keine Ahnung warum. Okay....dann morgen früh zum Schalter am Warschauer Bahnhof wo der Zug abfahren soll. An dem morgens angekommen winkt die Ticketverkäuferin am Schalter direkt ab »No english!» und ihre Kolleginnen genauso wenig. Auch das Zeigen auf den Zug In der App hilft nicht. Also versuche ich es am Automaten...den kann ich sogar auf Englisch einstellen ...prima!....nur leider kann ich wieder nicht buchen....die Kreditkarte ist es diesmal nicht. Die zwei angezeigten letzten freien Plätze sind nur weiblichen Mitfahrern vorbehalten. Diskriminierend! 😄. Das sagt mir jedoch erst der Googleübersetzer. Denn das grundlegende Ticketprogramm am Automaten kann ich zwar auf Englisch einstellen, sobald es aber einen Fehler oder Abweichungen gibt, ist wieder alles russisch. Mist. Was nun? Morgen fahren? Bis abends warten, da ist noch ein Zug möglich ...aber 0:40 uhr. Naja dann eben doch noch n Tag in St. Petersburg, denke ich. Erstmal setzten. Ich schau nochmal in die App der russischen Bahn. Und siehe da, da ist wieder ein einziger Platz frei. Und zwar auch für Männer! Der allerletzte. Schnell zum Automaten...vor den Russen gedrängelt, der gerade auf den Automaten zugeht...sorry. Und ja! Es klappt. Sogar günstiger. Puh.

Ich habe noch ne Stunde bis der Zug fährt.Wo gehts zu den Gleisen? Ähh...ich brauche einen Moment um zu kapieren, dass der Zug hier gar nicht an der Tafel steht. Häää??? Die Ticketverkäuferin am Schalter wiegelt wieder ab als ich sie frage und so langsam verstehe ich auch warum: Ich bin am falschen Bahnhof- Petersburg GL ist nich der Warschauer Bahnhof, wie mir google weiß machen wollte, sondern der Moskauer Bahnhof...hätte ich mir ja auch denken können, wenn ich nach Moskau will. Scheiss Technik...denk nach! Wo ist der Moskauer Bahnhof?....den Metrofahrplan kenn ich mittlerweile ganz gut und finde ihn direkt...nur 15min mit der Metro. Das schaffe ich. Wieder 100m tief runter in die Metro und 20Minuten vor Abfahrt bin ich am Moskauer Bahnhof. Wieder mal mehr Glück als Verstand.

Noch Verpflegung besorgen und was essen....mmmh n Subwaysandwich....die sollten doch n bisschen Englisch können........denkste. Der Verkäufer wiegelt meine Kaufgebahren strickt mit »no english« ab und widmet sich ohne zu zögern dem nächsten Kunden zu. Einem russischen Offizier der hinter mir steht und mir jedoch direkt zur Seite springt. Er hat zumindest verstanden, welches Sandwich ich haben will und erklärt es dem Verkäufer. Mit meinen rudimentären russischen Zahlenkenntnissen zähle ich die Bilder an der Anzeigetafel von links und von oben ab, um das gewünschte Sandwich dann zu bestellen. Der Offizier zählt fleißig mit und wir sind uns über die Bestellung einig. Es klappt. Mit zeigen viel lächeln, Händen aber zum Glück ohne Füße.

Endlich im Zug. Es ist eng....sehr eng. Obwohl es die 2te klasse ist....geplant war die 3. Aber eben nicht mehr verfügbar. Meine Gitarre kann ich nirgends verstauen und sie nimmt auf meinem Bett mit Platz.

Es geht irgendwie. Und nach einer Weile ist der Wagon gar nicht mehr so eng. Die Russen machen es sich recht schnell gemütlich.....Badeschlappen und kurze Hose sind die Standarduniform.

Ein junger Kerl Iron Mayden Shirt läuft an mir vorbei während ich auf dem Gang stehe. Er fängt direkt freudestrahlend an zu erzählen.... auf russisch. Ich gebe ihm zu verstehen, das ich kein Wort verstehe. Das stört ihn wenig. Dann zeigt er mir eben, dass es wohl im anderen Abteil fürchterlich stinkt und er deswegen kurz raus musste. Gleichzeitig streckt er die Hand aus und stellt sich vor. Ich mich auch....auf mein »menja savut Sascha« schaut er mich wieder freudestrahlend an...»Sascha?» Und erzält dann noch etwas mit »russkiye« oder so ähnlich, was ich wieder nicht verstehe und lächelt. Ich verstehe dies aber als positives Zeichen, so wie die Hostelbesitzerin in St. Petersburg mich ebenfalls auf meinen Namen anprach und meinte das ich ja einen russischen Namen habe und sich anschließend ähnlich freute.

Der junge Mann geht...und kommt 5min später mit einer schwarzen Plastiktüte zurück, schaut mich an und zeigt mir zwei Flaschen Fusel. »Da?« fragt er. Und sagt etwas, was ich als Einladung in ein anderes Abteil für später verstehe. Wohlgemerkt es ist 13 Uhr. Ich antworte erwartungsgemäß mit »da!«. Er grinst und verschwindet ins andere Abteil. Leider kommt er nicht zurück und ich kann den jung beim besten willen nicht finden. In keinem der Wagons. Dann eben leider nicht....beim nächsten mal warte ich nicht auf »später«. Aber es zeigt mir schon jetzt....das könnte witzig werden in der Transit.... denke ich, leg mich auf mein oberes Bett.

Ich werde langsam müde....war doch zu viel Programm die ersten Tage. Ich fühle mich echt platt...Vorbereitungen, Sightseeing und heut morgen der Ticketstress! Reise langsamer...du bestimmst das Tempo, denke ich und fühle mich plötzlich wie auf einer Kinderwiege....so sanft hüpft der Zug auf und ab...der Stress fällt ab und ich schlafe ein. Nach gut einer Stunde wache ich vom eisernen Geräusch anfahrender Wagons wieder auf. Hier ist eine Bahn eben noch eine echte Bahn und kein schnittiger Hightechplastikzug bei dem die Klimaanlage eh nie geht. Hier sind eher konstante 25 Grad im Zug. Egal bei welcher Außentemperatur, hab ich mir sagen lassen. Damit kann man arbeiten!

Übrigens ist die russische Eisenbahn die pünklichste der Welt. Wie ich gelesen habe, liegt das wohl vor allem daran, dass das Zugpersonal nach Pünktlichkeit bezahlt wird. Ob das wirklich stimmt, weiß ich nicht. Auf jeden Fall ist die Bahn auf die Sekunde pünktlich. Obwohl das Ticket und der Pass von jedem Passagier vor Abfahrt peinlich genau geprüft wird. In Moskau angekommen - nach 10 Stunden Fahrt - haben wir nicht eine Minute Verspätung. Ich bin beeindruckt.

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