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  • AutorenbildSascha @ YOLO andersWO

Pampabus und der Tausender - Ulan Ude

Ulan Ude ist die letzte Station vor der Mongolei. Da wo ich eigentlich immer hin wollte. Ich bin froh, dass ich in Russland war. Definitiv ist Russland einer meiner neuen Lieblingsländer.


Ulan Ude haut mich nach den ganzen Erfahrungen der letzten Wochen nicht so ganz um. Das kann daran liegen, dass es in Strömen regnet als ich ankomme. Eigentlich wollte ich in Irkutsk ein wenig entspannen und am Baikalsee in aller Ruhe relaxen. Aber es kam natürlich wieder alles anders (siehe Blogs Irkutsk).


Clemens und ich sind noch im gleichen Zug ein paar Stunden gefahren und wir haben uns noch ein wenig im Zugrestaurant unterhalten. Er fährt weiter nach Wladiwostok. Drei Tage lang nur im Zug mit 54 Anderen. In Ulan Ude...nach NUR 8 Stunden Fahrt hat der Zug einen kurzen Aufenthalt von 25 Minuten.


Ich steige aus und Clemens begleitet mich noch bis zum Ausgang bis er dann wieder einsteigt. Wir umarmen uns und laden uns gegenseitig nach Paris und Köln ein. Ich bin froh Ihn getroffen zu haben und wir haben ein paar echt schöne Tage zusammen gehabt. »The inner circle« wie wir es so schön nannten, wenn wir zusammen mit Alessia unsere Tage in Irkutsk verbrachten.


Ich bin ein wenig geschafft als ich aus dem Zug steige und die Überführung über den Bahnhof zur Innenstadt überquere.


Das Hostel ist einfach aber okay und der Hostelbetreiber spricht ausnahmsweise sehr gutes English und ist recht hilfsbereit.



Er erklärt mich auch für den nächsten Tag wie ich zum Datsan Rapoche komme - einer buddhistischen Tempelanlage etwas außerhalb der Stadt die ich mir anschauen möchte. Generell ist Ulan Ude das Tor zu Asien. Schlagartig ändert sich das Aussehen der Gesichter und der asiatisch bzw. mongolische Anteil der Bevölkerung überwiegt jetzt total. In Irkutsk gab es zwar schon einige Asiaten aber eben noch mehr Europäer. Ich schaue mir die Stadt ein wenig an, die aber für mich außer dem riesigen Leninkopf nicht so viel spannendes zu bieten hat. Außer das tolle Travellerscafe am Ende der Leninstraße, dass ich die nächsten Tage öfter besuchen werde, da es einfach tollen Tee, tolles Frühstück und Steckdosen für den Laptop gibt. Also entstehen hier in entspannter Atmosphäre und bei moderaten Preisen und strömendem Regen draußen ein paar weitere Blogs.



Am nächsten Tag möchte ich mir das buddhistische Kloster anschauen. Der Hostelbetreiber hatte mir ja eine Maschrutka Nummer genannt. Maschrutka sind kleine Sprinter, die mit ein paar Sitzen ausgestattet sind.





Gerade in Irkutsk und Ulan Ude werden diese auf weitere Strecken aber auch in der Stadt als häufigstes Verkehrsmittel eingesetzt. Ich steige in den Bus ein und Frage den Fahrer »Datsan?«. Er und seine Beifahrerin schauen mich fragend an und erzählen etwas auf russisch. Ich verstehe....nix. Auch die anderen Fahrgästen können natürlich nicht helfen. Ich versuche es noch einmal. »Datsan?« und zeige auf den Bus. Der Busfahrer schaut seine Beifahrerin an und gibt mir mit Fingerzeig zu verstehen, dass ich mich setzten soll. Nach ein paar Minuten fahren wir los. Fahrplan im Bus? Fehlanzeige. Wenigstens kann ich erkennen, dass der Bus wohl maximal 50 Rubel kostet.


Es beginnt zu regnen und ich bin froh, dass ich meine Regenjacke mit habe und mal ausnahmsweise die GoreTex Schuhe angezogen habe. Welch glücklicher Zufall wie sich ein paar Minuten später herausstellen wird.


Das Kloster liegt etwa 8 Km im Norden der Stadt. Ich verfolge den Fahrtweg per GoogleMaps. Der Weg stimmt ....erstmal dann biegen wir ab....nach SÜDEN. Okay...wer weiß welche Kreise wir drehen. In St. Petersburg hat der Bus ja auch immer so manche Kreise gedreht und doch war ich richtig.

Der Bus hält aber auch nicht, so dass ich mal die Haltestelle checken kann. Erst etwa 20 km südlich der Stadt. Hält der Bus auf Zuruf einer Mitfahrerin. Ich steige mal lieber mit aus, da die Richtung echt komplett falsch ist. Also lande ich 20km außerhalb Ulan Ude schön in der Pampa bei Platzregen. Kein Schild, keine Haltestelle. Es stehen nur zwei etwas ältere Damen im Schlamm und versuchen dem Regen durch Trampen zu entkommen. Ich frage sie wie ich zurück zum Zentrum nach Ulan Ude komme und sage Ihnen die Busnummer. Sie sagen ich bin hier richtig. Das verstehe ich zumindest. Ich warte also....


10 Minuten, 20 Minuten, 30 Minuten....es regnet und regnet. Kein Bus....Dann eine 130...die brauche ich. Ich winke und der Bus ......fährt vorbei! Okay....nett hier. Dauert das jetzt wieder so lang? Ein kleiner Baum spendet ein wenig Regenschutz. Das war echt wieder eine Eingebung mit den Regensachen heute. 10 Minuten später kommt die nächste Maschrutka....wieder fährt er vorbei. Okay....hier is irgendwas falsch. Aufgrund des Regens und Nebels hier kann ich etwa hundert Meter weit sehen. Nun gut. Hier schein es ja nicht zu klappen mit den Bussen...Internet? Nope......also laufe ich in Richtung Stadt. Da waren ja Bushaltestellen...ansonsten werde ich wohl auch trampen, wie die netten Damen von eben. Ich laufe los.


Ahhhh....nach etwa 1 Kilometer komme ich an ein Häuschen was wie ein Bushaltestelle aussieht. Und da stehen auch Leute.....Fahrplan? Gibt es nicht. Ich frage eine Frau an der Bushaltestelle nach dem Zentrum von Ulan Ude. Also »Zentrum? Ulan Ude?« und zeige in Fahrtrichtung. Sie bejaht mit einem Kopfnicken. Ein anderer man gesellt sich dazu - er spricht ein paar Brocken Englisch und versteht, dass ich in den Bus zurück nach Ulan Ude will. Er wechselt ein paar Worte mit der Dame, die ich angesprochen hatte und gibt mir zu verstehen, dass ich der Dame einfach folgen soll. Mit einer winkenden Handbewegung gibt sie mir zu verstehen, dass sie damit einverstanden ist. Und wir nicken uns zu. Obwohl sie kein Wort Englisch spricht, versucht sie ein kleines Gespräch mit dem nun süßen Lächeln und den Backen voller Goldzähne. Wie immer weicht einem anfänglich etwas düsterem Blick dieser Gesichtsausdruck der Russen, die ich kennenlerne. Sie fragt mich »Tourist?» ich bejahe, »Angliskye?« ich verneine und antworte »Nemetzky«.....»aaahhhh« und sie erzählt irgendetwas auf russisch und ich verstehe zwischendurch nur Berlin. Wahrscheinlich war das eine schöne kleine Anekdote über eine Reise oder Verwandtschaft in Deutschland....aber ich verstehe es ja mal wieder nicht. Russland ist mit Russischkenntnissen eben doch einfacher zu bereisen. Naja.


Ein Maschrutka mit der Nummer 163 kommt gefahren uuuuuunnnndddd hält an. Ahhhhh..! Die alte Dame und ich steigen ein. Ich schaue auf Ihre Finger und zahle was sie zahlt.


Jetzt merke ich übrigens erst wie Anhalten in den Maschrutkas hier generell funktioniert. Auf Zuruf. »Astaroschne Paschalsta«...heißt soviel wie »Die Nächste Bitte«. Wann genau man weiß wann die Nächste ist....sieht man manchmal anhand eines Plans im Bus oder eben nicht. Ich folge einfach der Dame. Und das klappt auch. Im Zentrum steigt sie vor aus und sagt »Zentrum« mit einer weiten Armbewegung und einem Lächeln, als wenn sie mir die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt zeigen will. Ich bedanke mich und wir verabschieden uns.




Im Zentrum gönne ich mir erstmal nen Kaffee und recherchiere nochmal. Ahhhh....es gibt zwei Klöster (Datsan) in Ulan Ude. Eins im Süden....wo mich der Hostelbesitzer hinschicken wollte und eins im Norden ...wo ich hinwollte. Klassisches Missverständnis würde ich sagen. Halb schlimm....war ja wieder n lustiges Erlebnis und habe gelernt wie man mit Maschrutkas umgeht.


Ich nehme den richtigen Bus (97) und suche mir erstmal ein Restaurant.....Regen und Kälte haben echt Hunger verursacht. Ich bekomme die Karte und die Kellnerin spricht sogar Englisch. Ich suche mir eine Suppe von der Karte aus, die laut Übersetzung eine Art Ochsenschwanzssuppe ist und als eine der Spezialitäten des Hauses deklariert ist.


Die Kellnerin schaut mich bei der Bestellung verdutzt an und fragt mich, ob ich weiss was das für eine Suppe ist....ich sage lächelnd »Nein...aber ich werde es versuchen«. Ihr Blick bleibt unsicher in der Art »Wenn er meint» und sie sagt »okaaaaayyyyy.... because its the first time someone from another country order it«...was soviel heißen soll wie «das hat noch kein andere Touri bestellt...bist du dir das jaaanzzz sicher?«.........jap...genau das Richtige für mich. Deshalb is die wohl auch so günstig....na dann....


Die Suppe schmeckt übrigens super. Keine Ahnung was das sollte.


Im Datsan Rapoche selbst erlebe ich ein schönes buddhistisches Kloster. Eines der wenigen in ganz Russland. Ulan Ude ist die Hauptstadt der Buryat. Eines der vielen Völker in Russland. Sie sind eher mit den Mongolen verwandt. Die buddhistischen Kloster hier hat man - man mag es kaum glauben - Josef Stalin zu verdanken, der sich für Ihren Einsatz im zweiten Weltkrieg mit den Klöstern bei den Buryat bedanken wollte und damit die Ausübung des Buddhismus in der Region nicht verboten wurde.



Nach dem Besuch des Klosters zurück in der Stadt bleibt es auch wieder beim Essen spannend. Ich will mir einen der günstigen Schawarma holen. An einem der Stände werde ich fündig und für 200 Rubel bestelle ich. Ich will mit meinem 1000 Rubelschein, den ich gerade vom Automaten bekommen habe bezahlen. Aber der Verkäufer winkt ab...das kann er nicht wechseln...Kartenzahlung? Auch nicht?!...mmmhhhh....blöd jetzt.


Neben mir steht ein mongolisch aussehender Mann und diskutiert mit...natürlich alles ohne Englisch. Es scheint aber um mich zu gehen und wie man dies Situation löst. Nach einer Weile der Diskussion mit dem Verkäufer geht der Mongole und sagt noch etwas auf russisch zu mir. Ich verstehe nicht und ein jünger Mann aus der kleinen Schlange hinter mir, die sich mittlerweile im Laden Gebilde hat, übersetzt gebrochen.....»he Said no Problem« und zeigt mir das ich hier warten soll. Das tue ich auch.


Also warte ich...und warte.....einer nach dem anderen kommt vor mir dran. Bekomme ich was zu essen?....Unweigerlich muss ich an die ein oder andere Werbung denken....»Du bist nicht du wenn du hungrig bist«.....Ich überlege zu gehen. Ich sterbe vor Hunger aber der nette kleine Verkäufer zeigt mir an, dass ich bleiben soll....dann sind alle weg...ich der einzige im Laden.


Und dann bekomme ich meinen Schawarma.....ohhhh jaaaa..!!!! Ich denke...ahhh jetzt hat der Verkäufer genug Geld von den Gästen eingenommen um meinen Tausender zu wechseln. Aber als ich bezahlen will, will er mein Geld nicht?!


Er gibt mir mit Händen Füßen und minimal Englisch zu verstehen, dass der mongolische Mann von vorher für mich bezahlt hat...... Einfach so......bei einem Durchschnittseinkommen von 1300 euro in Russland gibt er mir was aus....es sollte andersherum sein.......es sind mal wieder die Menschen die es ausmachen. Und der Schawarma schmeckt mit so viel Wohlwollen und natürlich Mega Hunger dreimal so gut.

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