Sascha @ YOLO andersWO
Weltstadt und Filmpreise - Moskau
Aktualisiert: 12. Juli 2019
In Moskau im Hostel angekommen, wird mir alles von Kate – einer der Staffs - gezeigt. Ich glaube sie hatte einen schweren Tag. Also muntere ich Sie hier und da ein wenig auf und lobe Sie für Ihr tolles English, was ja keine Selbstverständlichkeit hier ist (und man natürlich auch nicht erwarten darf) und ihre tolle Hilfe und Fürsorge bei der Wegbeschreibung per Whatsapp. Es funktioniert und wir haben einen Draht zueinander :-). Prompt bekomme ich die Slipper fürs Hostel die sonst 30 Rubel kosten umsonst. 40 Cent gespaart! Ein Lächeln versetzt Berge…. Naja, besser als nichts. Bei der Sendung mit der Maus würde jetzt nach dem Intro in irgend einer fremden Sprache im diesem Fall »Das war…. sarkastisch« kommen.
Das Hostel ist wirklich gut. Makellos sauber. Das habe ich sowieso hier viel gesehen. Die Städte, Straßen und Hostels alles top sauber. Ich sehe auch immer wieder Schulklassen, die hier wohl Reinigungseinsätze während der Schulferien machen. Zum Beispiel in Parks oder an Brunnenanlagen. Das zahlt sich aus.
Im Hostel gibt es sehr viele Duschen und Toiletten. Und sowas ist zur Rushhour am morgen, wenn alle im Bad sind, nun mal Gold wert.
Es ist auch sehr schön ruhig im Hostel…ein wenig zu ruhig. Es gibt zwar einen Gemeinschaftsraum aber in dem läuft nur der Fernseher. Keiner unterhält sich und auch keiner antwortet als ich den Raum mit einem »Hi, I’m Sascha« betrete. Okay…. Dann wird das wohl eher eine einsame Geschichte hier.
Aber ein Absackerbierchen muss noch drin sein, kurz vor 23 Uhr. Also Frage ich Kate, ob ich hier ein Bier bekomme. Ein wenig angewidert schaut sie mich an und sagt »No. We dont drink here. I know you germans like to drink a lot». Und lacht. Ich erspare mir ihr meine Erfahrung aus dem Zug eben (Blogbeitrag: Nur Bahnhof) zum Besten zu geben und gebe mich mit einem Wasser aus dem Kühlschrank zufrieden.
Am nächsten Morgen nach wirklich ausgiebigem Schlaf begebe ich mich zum Frühstück – das hier echt mit drin ist! Mega! Ich erwarte, dass gleiche Spiel wie gestern Abend, dass wohl jeder sein Ding für sich macht. Kein »Hey, who are you?«, kein »What are you doing, today?«. Und so ist es auch – ruhig und jeder für sich.
Also passe ich mich an und nehme mir mein Wasser und meine Cornflakes. Ich frage das Pärchen am Tisch, ob der Platz neben Ihnen noch frei ist, da dort eine Teetasse ohne Besitzer seit längerem rumsteht. »Yes«, erklären sie mir. Die Tassenbesitzerin ist wohl schon ein paar Minuten nicht mehr da. Also nehme ich Platz und gehe von einem ruhigen Frühstück aus. Doch zum Glück führt der männliche Part des Pärchens das Gespräch fort: »Very quiet Hostel«. Ich stimme ihm zu und ergänze, dass es aber doch sehr schön ist. »a little too quiet« führt er fort. Und trifft damit den Nagel auf den Kopf! Wir kommen ins Gespräch. »Where are you from?», frage ich. »Germany« erwidert er. »Dann können wir auch in deutsch weitermachen, wenn du willst« meine ich und wir werden gleich etwas gelöster.
Marie und Andreas sind aus Köln. Was für ein Zufall! Und war ja nicht anders zu erwarten, dass die einzigen, die die Ruhe des Hostels nicht allein aushalten können, die Kölner hier sind!
Die Beiden sind im Urlaub und waren 10 Tage in Weißrussland. Sie wollen auch das etwas Andere sehen....Abenteuer und die Länder, die vielleicht nicht so gewöhnlich sind. So sind wir recht schnell auf einer Wellenlänge! Wie toll!
Sie erzählen von Minsk, wo die beiden durch Zufall in die dort gerade stattfindenden europäischen Sportspiele geraten sind (keine Ahnung, ob die wirklich so heißen – Andreas und Marie ihr könnt das gern richtigstellen, falls ihr das lest.). Die sind wohl richtig groß aufgezogen und auf den Bildern, sieht die Aufmachung wie Olympia aus….nur weiß außer den Minskern wohl niemand von diesen Spielen. Den Minskern hat man wohl erzählt, dass Zuschauer aus der ganzen Welt in Scharen kommen würden…Andreas und Marie waren eher die einzigen außerhalb von Weißrussland, sodass sich die Betreuer der Spiele dann auch immer direkt auf sie gestürzt haben, um sie eben – die einzigen Ausländer - nach bestem Gewissen zu betreuen. Skuril.
Die beiden sind schon ein paar Tage in Moskau und haben das Standardprogramm Kreml, roter Platz, Gum, Arbatstreet, Grab des unbekannten Soldaten und Gorkypark bereits hinter sich. Ich werde genau damit anfangen und wir verabreden uns deshalb für später und tauschen Nummern aus.
Moskau ist um einiges größer als St.Petersburg. An jeder Stelle an der man aus der wieder gefühlt hundert Meter tiefen Metro aussteigt, ist Moskau einfach Großstadt.
Stadteile sind wie Städte für sich. Überall sind riesige Straßen. Unter 8 Spuren? Kein Chance. Trotzdem ist man gerade durch die Metro unglaublich schnell überall. Das System ist beeindruckend. Durch zwei ringförmige Metrolinien und dazu unglaublich viele strahlenförmig nach außen führende Metros kommt man in meist 20 Minuten egal an welchen Ort in Moskau. Und die Bahnen sind wie immer pünktlich. Nicht auf die Minute – auf die Sekunde! Alle 3-4 Minuten fährt eine Bahn und die Zeit bis zur nächsten Bahn wird eben in !!!Sekunden!!! auf der Anzeigetafel angezeigt. Und das passt auch noch. OMG. Deutsche Genauigkeit? Von wegen.
Überall an den Metrostationen und Bahnhöfen sind auch hier wieder die Metalldetektoren und Sicherheitskontrollen. Übrigens sitzt auch an jeder Rolltreppe in der Metro ein Sicherheitsmann der den Bereich mit mehreren Kameras überwacht. Das sind die Vorteile eines Polizeitstaats - sicher ist es auf jeden Fall.
Ab ins Getümmel….erstes Ziel – natürlich – der rote Platz mit Kreml und Saint Basils Kathedrale (das is das Gebäude mit den berühmten Türmen auf jedem Foto von Moskau. Es ist aber eben nicht der Kreml, wie viele denken. Der ist daneben).
Es ist Wahnsinn hier zu stehen, auf einem so weltberühmten und geschichtsträchtigen Platz. Rechts der Kreml mit seiner riesigen Steinmauer und dem Leninmausoleum, links das GUM und größtes Einkaufshaus Russlands mit allen Designern und Luxusmarken, die man sich vorstellen kann..... Gerade aus die St. Basils Kathedrale mit den berühmten Zwiebeltürmen.
Das lasse ich erstmal sacken, kaufe mir eine Tüte Popcorn und setze mich mitten auf den roten Platz um das erstmal wirken zu lassen und vor allem zu GENIEßEN.

Danach stelle ich mich in die Schlange um den aufgebahrten Lenin anzuschauen….und nach einer Stunde anstehen zeigt sich wieder….die Währung Zeit habe ich…denn der Eintritt zu Lenin ist kostenlos.
Vor meiner Reise hatte ich einige Leute nach Tipps für Russland gefragt. Einhellige Meinung war: St. Petersburg ist die schönste Stadt Russlands. »Wenn du erst in St. Petersburg warst, wird dir Moskau nicht gefallen«. Und ob! Moskau ist so wie ich Russland erleben wollte. Beeindruckend zwischen Geschichte und viel Moderne. Nicht nur Touristenstadt, sondern lebendige russische Weltstadt. Glanzvolle Bauten und Einkaufszentren, tolle Parks aber eben auch viele Bettler, die auch sehr gern direkt von 10 Polizisten umringt und laut schluchzend entfernt werden. »Ja nicht einmischen« hatte mir eine Freundin mit auf den Weg gegeben.
Es ist eine lebendige Großstadt und immer wieder neu und beeindruckend. Eine neue Stadt immer wenn man aus der Metro aussteigt und ans Tageslicht kommt.
In den nächsten Tagen schaue ich mir Gorky Park, Duma (den Regierungssitz in Russland) Izmaelovo Markt und den Central Markt an. Gerade der Gorky Park lädt mich für Stunden zum Verweilen ein. Es gibt große Brunnen, einen See zum Tretbootfahren, hunderte verliebte Pärchen,
Eis, eine Musikfestival mit Kleinkünstlern und Zuckerwatte.
Zuckerwatte ?! Hatte ich seit Jahren nicht mehr! Hier kennt mich ja keiner. Also stelle ich mich als Einziger mit einer Körpergröße von über 1,20 Metern und über 12 Jahren Alter in die kurze Schlange am Zuckerwattestand an. Die Verkäuferin kassiert mich ab und gibt dem Mädchen vor mir die Zuckerwatte, die dann aber selbst bezahlt. Verdutzt schaut mich die Verkäuferin an und stellt nach kurzer Bedenkzeit fest, dass ich für mich anstehe…. grinst und gibt mir mein süßes Wölkchen. Ich laufe durch den Gorky Park auf der Suche nach einer freien Parkbank und bemerke wie ich doch das ein oder andere Mal – gerade vom weiblichen Geschlecht – belächelt werde….mit meiner Zuckerwatte. Das muss man eben erst mal drauf haben….mich kennt ja keiner und ein rosa T-Shirt habe ich auch nicht an. Das könnte dann vielleicht doch problematisch werden in Russland.

Zurück zum ersten Tag. Am Abend verabrede ich mich mit Marie und Andreas. Die beiden führen mich auf die Arbatstreet, wo Marie bereits einen schönen Pub übers Internet herausgesucht hat – mit einer riesen Auswahl an Biersorten…..the germans eben, um es mit Kate´s Worten zu sagen.
Andreas bestellt ein paar Bier. Wunderbar, insbesondere , da wir rätseln welches Bier man denn bekommt. Auf der Biersortentafel stehen tabellarisch aufgereiht mehrere Informationen zur jeweiligen Biersorte, die wir zwar versuchen zuzuordnen, uns dies aber bis zum Ende des Abends nicht vollends gelingen wird. Preis, Füllmenge, Alkoholgehalt….okay, is klar. Aber IBU? Und dahinter eine ganzzahlige Angabe….2 oder 43 oder 10 und so weiter. Mmmmh….ich tippe darauf, dass es sich um die Anzahl der Ibuprofen oder zumindest die Milligramm an Ibuprofen handelt, die man am nächsten Tag benötigt, um die darauf folgenden Kater zu begegnen. …hashtag…bad jokes kann ich. Aber wir bekommen es an diesem Abend nicht geklärt.
Wir teilen uns das Essen und die Rechnung….schön wenn mit Kölnern am Tisch sitzt! …und haben einen wirklich tollen Abend. Erst jetzt erfahre ich, dass Andreas Journalist ist und auch für den Film „Ungleichland“ der in der ARD lief, einer der drei Autoren ist und dafür auch schon den Grimmepreis bekommen hat. Wow! Eine Reise hat immer wieder neue Überraschungen parat. Ich erzähle ihm, dass ich in Thailand damals einen der Autoren von Böhmermann getroffen habe. Andreas fragt mich nach dem Namen…ich weiß ihn leider nicht mehr und beschreibe die Bekanntschaft daher…..»Ahhh, den kenn ich«, meint Andreas. Die Welt ist ein Dorf, denke ich. Wir unterhalten uns über das Reisen, Journalismus, den Film, die Welt, Politik, Ostdeutschland, Beraterleben und Karneval, der für Marie immer besonders lustig ist, da jedes zweite Lied ja nun mal von Ihr handelt…und ich muss sagen »Marie, so wie mit dir war et nie….« :-). Es bleibt ein phänomenaler Abend, der mit Einladungen nach Köln endet, wenn wir wieder zurück sind.

Am nächsten Tag – nach nur zwei Ibuprofen, aber die waren notwendig – beschließen wir zusammen noch zum Bahnhof zu fahren. Die beiden fahren nach St. Petersburg und dann zurück nach Hause und ich brauche noch ein Zugticket für die Weiterfahrt. Nach einem abschließenden Kaffee am Bahnhof habe ich zwei tolle, lustige, herzliche und abenteuerlustige Menschen mehr kennengelernt. Ihr habt Moskau echt unvergesslich für mich gemacht….deswegen auch noch die Zugeinlage (Insider) :-) . Ich freu mich auf euch, wenn ich zurück bin! Ihr seid toll.
Ohne euch holte mich dann auch direkt wieder das Pech ein und mein Ladekabel vom Macbook ging kaputt. Also 3 Stunden suche nach dem richtigen Kabel in Moskau, dass ich dann auch einem kleinen Geschäft (da ich ein altes 2011 Macbook habe) am Rande Moskaus fand. Jedoch für einen Preis der einen Tagesbudget gleich kommt. Naja….ohne Kabel geht’s nicht.
Für alle, die bis hierher gelesen haben. Bitte entschuldigt, die Länge des Textes. Moskau nimmt aber einen großen Platz bisher ein und ich könnte sicher noch zwei, drei Seiten schreiben….aber das wäre dann auch zu viel des Guten.